Taliban-Experte: Deutschland soll Verhandlungen aufnehmen
Archivmeldung vom 20.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer weltweit führende Taliban-Experte und Buchautor Ahmed Rashid sieht Deutschland in Lage mit den Taliban Verhandlungen aufzunehmen. Rashid befürchtet einen Bürgerkrieg in Afghanistan, wenn die westlichen Streitkräfte zu früh abziehen.
"Viele Afghanen befürchten, dass ein überhasteter Rückzug der westlichen Streitkräfte zum Zusammenbruch der Regierung in Kabul führen könnte, die latenten Rivalitäten unter Afghanistans Nachbarstaaten entfesseln und einen neuen ethnischen Konflikt in Afghanistan entzünden würde, möglicherweise sogar einen Bürgerkrieg", schreibt er in einem Beitrag für die "Welt". Der Krieg gegen die Taliban laufe schlecht. Ihr Widerstand habe sich im ganzen Land ausgebreitet. Eine Aussöhnung mit ihnen sei der einzige Weg heraus aus dem Chaos. "Die Afghanen hoffen, dass Amerika und die Nato in allen Gesprächen mit den Taliban mit am Tisch sitzen. Sie sollen dafür sorgen, dass Karsai nicht zu viele Konzessionen an die Taliban macht", so Rashid. Für die Verhandlungen mit den Taliban müsse es "rote Linien" geben. "Deutschland sollte die Führung bei der Eröffnung eines Dialogs mit den Taliban übernehmen, denn es ist eine der wenigen europäischen Mächte, die bei allen Afghanen Vertrauen genießen." Deutschland sei die einzige große europäische Macht, die seit den 20er-Jahren enge Beziehungen zu den Afghanen pflege, als Deutschland beim Aufbau einer modernen afghanischen Armee geholfen habe. "Es hatte nie koloniale Interessen in der Region. Darum ist Deutschland besonders gut in der Lage, für die Nato und die afghanische Regierung Gespräche mit den Taliban zu führen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur