Bericht: Abschiebezahlen in Maghreb im ersten Halbjahr stark gestiegen und trotzdem auf verschwindend geringem Niveau
Archivmeldung vom 02.08.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Zahl der Abschiebungen aus Deutschland in die Maghreb-Staaten ist im ersten Halbjahr 2017 stark gestiegen, jedoch gemessen an der Gesamtzahl der Abzuschiebenden, verschwindend gering. Das geht aus Zahlen des Bundesinnenministeriums hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten. Mit 623 Abschiebungen nach Algerien, Marokko und Tunesien hat sich deren Zahl in den ersten sechs Monaten 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht.
Bis Ende Juni 2016 waren 166 Personen in die Maghreb-Staaten abgeschoben worden, im gesamten Jahr 2016 waren es 398. Im Gegensatz dazu hat sich die Gesamtzahl der Abschiebungen im ersten Halbjahr 2017 verringert - von 13.743 im ersten Halbjahr 2016 auf 12.545 von Januar bis Juni dieses Jahres. Ein von der Bundesregierung Anfang März in Tunesien eröffnetes Jobberatungszentrum für Rückkehrer aus Deutschland wird bisher nur wenig genutzt. Bis Mitte Juli ließen sich erst 330 Tunesier in dem Büro beraten, darunter elf Rückkehrer.
Dies belegen laut den Zeitungen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Die Bundesregierung plant in dem Zentrum bis Jahresende mit 2.000 Beratungen. Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) verteidigte das Beratungszentrum: "Das Beratungszentrum bietet konkrete und handfeste Unterstützung für Rückkehrer und die Menschen vor Ort", sagte Müller den Funke-Zeitungen.
Damit schaffe man Zukunftsperspektiven, gerade auch für die junge Generation. Der migrationspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, sagte dagegen den Funke-Zeitungen: "Kein Wunder, dass es in dem Zentrum ruhiger ist, als es sich der CSU-Minister erhofft." Tunesier suchten realistische, legale Einreisemöglichkeiten nach Europa, diese biete die Beratungsstelle nicht, so der Grünen-Politiker. "Wer nichts anzubieten hat, der wird auch nicht ernst genommen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur