EZB-Rat-Mitglied Rehn warnt vor Gefahren durch Brexit
Archivmeldung vom 25.03.2019
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Freigeschaltet durch André OttAngesichts der jüngsten schwachen Wirtschaftsdaten hat sich der finnische Notenbank-Präsident Olli Rehn besorgt über die Konjunktur in der Euro-Zone geäußert. "Tatsächlich hat sich das Wachstum deutlich abgeschwächt, und wir müssen uns Sorgen um die Konjunktur machen", sagte Rehn der "Welt".
Der Finne ist auch Mitglied im EZB-Rat und gilt als einer der drei aussichtsreichsten Kandidaten auf die Nachfolge von EZB-Präsident Mario Draghi, der Ende Oktober turnusgemäß aus der Europäischen Zentralbank (EZB) ausscheiden wird. Vor allem die Unsicherheiten rund um den Brexit würden die Märkte offensichtlich unterschätzen, sagte Rehn. "Kurzfristig ist sicherlich der Brexit die größte Gefahr." Die EZB habe bereits mit der Bank of England Vorkehrungen getroffen, um sicherzustellen, dass es im Falle eines ungeordneten Brexit nicht zu Turbulenzen komme. Eine solche Liquiditätsvereinbarung habe auch in der Finanzkrise 2008 mit der US-Notenbank Fed gut funktioniert.
Rehn regte auch eine Reform des Inflationsziels der EZB an. "Die Effekte, die Demografie und Digitalisierung auf die Inflation haben, lassen sich nicht genau beziffern, wir müssen uns nur mit dem Phänomen auseinandersetzen und daraus unsere Schlüsse ziehen", so Rehn. Mit Blick auf die aktuelle Debatte in den USA um die sogenannte Moderne Geldtheorie warnte er davor, die Notenbank zur Finanzierung von Konjunkturprogrammen einzuspannen. "Ich halte nicht viel von solchen Theorien", sagte Rehn dazu. "Das widerspricht jeglicher Philosophie von Geldpolitik und würde wohl ins Desaster führen." Auch der Idee des sogenannten Helikoptergeldes, bei dem Notenbank-Geld den Bürgern quasi direkt zur Verfügung gestellt wird, steht der finnische Notenbanker ablehnend gegenüber. "Durch Gelddrucken allein wird kein Wohlstand geschaffen", sagte Rehn. "Als Sohn eines Kleinunternehmers habe ich schon früh eine wichtige Lektion gelernt: nur harte Arbeit führt zum wirtschaftlichen Erfolg."
Quelle: dts Nachrichtenagentur