Politologe: Trump ist mit seiner Diplomatie gescheitert
Archivmeldung vom 19.06.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Politikwissenschaftler und Außen- und Sicherheitsexperte Christian Hacke sieht eine Mitverantwortung für die jüngste Eskalation auf der koreanischen Halbinsel beim US-Präsidenten.
Die Sprengung des Verbindungsbüros zwischen Nord- und Südkorea sei "Konsequenz einer großen Enttäuschung des nordkoreanischen Regimes, weil es eben nicht vorangeht in den Gesprächen mit Südkorea und den USA", sagte Hacke dem Nachrichtenportal Watson.
Und weiter: "Auf der einen Seite hat Trump Kim Jong-un enttäuscht, weil der wirtschaftliche Aufschwung durch Aufhebung der Sanktionen eben nicht kam, den sich die Nordkoreaner versprochen haben. Auf der anderen Seite hat Kim Jong-un damit natürlich gewonnen, dass er sein Atomarsenal behalten darf." Es sei für den nordkoreanischen Diktator auch schon ein Prestigeerfolg gewesen, dass Donald Trump sich überhaupt mit ihm auf Gipfelebene getroffen habe. Das habe sein Regime "enorm" aufgewertet. Die Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un in den vergangenen zwei Jahren und den damit einhergegangenen Friedensprozess bewertete Hacke als komplett gescheitert und sieht die Schuld hierfür auch beim US-Präsidenten.
"Was Donald Trump getan hat, war `Fake Diplomacy`." So führe man keine Verhandlungen mit einem Diktator. "Das hätte man ganz anders einfädeln müssen." Als Gegenbeispiel nannte Hacke die Ostpolitik unter Willy Brandt. "Es geht um die Kernfrage, ob man als Demokratie normale Bezie
hungen mit einer Diktatur unterhalten kann." Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt habe in den 1970er Jahren die Beziehungen zur Sowjetunion, Polen und der DDR in einem langwierigen und schwierigen Prozess vorangebracht.
"Diese Ostpolitik war klug, umsichtig und später auch erfolgreich." Das sei das Gegenteil von der "gedankenlosen und übereilten" Art und Weise, mit der Trump versucht habe, sein Prestige durch eine Vereinbarung mit Nordkorea aufzuwerten. Als Verlierer der jüngsten Entwicklungen sieht Hacke Südkorea. "Trump hat große Hoffnungen geweckt, dass sich die Dinge radikal verändern würden, und nun eskaliert der Konflikt nur weiter ohne merkliche Verbesserungen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur