Shanghai: Zwangsumsiedlung wegen neuem Disneyland
Archivmeldung vom 04.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittChinas Regierung hat den Weg für den Bau eines neuen Disneylands in der Hafenstadt Shanghai frei gemacht. Die Walt Disney Company verfügt damit über die Erlaubnis, ihren ersten Vergnügungspark in der Volksrepublik zu errichten und nimmt dafür sogar die Zwangsumsiedlung mehrerer Dörfer in Kauf. Medienberichten zufolge müssten bis zu 4.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Experten orten darin eine Entscheidung mit Signalwirkung.
"China wird immer selbstbewusster und hat keine Ängste mehr, solche Auswüchse der US-amerikanischen Kultur ins Land zu lassen", unterstreicht Rüdiger Frank, Ostasienexperte und Professor für Wirtschaft und Gesellschaft am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien, im Gespräch mit pressetext.
Dem Fachmann zufolge sei die Entscheidung für den Bau eines Disneylands weniger Ausdruck einer Annäherung der gegenseitigen Beziehungen zwischen den USA und der Volksrepublik. "China hat zuletzt aber immer häufiger Äußerungen zu gegenseitigem Respekt gemacht - gerade in der Finanzkrise", meint Frank. Vielmehr sei darin jedoch zu erkennen, dass Privat- und freie Marktwirtschaft in China an Bedeutung gewinnen. "Unter rein wissenschaftlichen Kriterien ist es mittlerweile schwer, China als sozialistischen Staat zu bezeichnen", betont Frank gegenüber pressetext.
3,5-Milliarden-Dollar-Vergnügen
Für das Unternehmen Walt Disney stellt die Baugenehmigung "einen bedeutenden Meilenstein" dar. Seit mehr als einer Dekade sei daran gearbeitet worden. Mit der lokalen Regierung in Shanghai hatte sich der Konzern bereits geeinigt, benötigte für einen Baubeginn jedoch noch eine Erlaubnis aus Peking. Früheren Plänen zufolge wird Disney rund 3,5 Mrd. Dollar in den neuen Vergnügungspark stecken. Eine Eröffnung ist bis 2014 vorgesehen.
Das Disneyland Shanghai ist auf einem zehn Quadratkilometer großen Areal geplant. Die hier befindlichen Dörfer müssen umgesiedelt werden, um dem Freizeitpark Platz zu machen. Mit den über 4.000 Bewohnern seien bereits Gespräche geführt worden. Der Wert ihrer Häuser soll noch im Dezember bemessen werden. Nach ihrer Umsiedlung steht dem Bau des vierten Disney-Vergnügungsparks außerhalb der USA nach Paris, Tokio und Hong Kong praktisch nichts mehr im Weg.
Quelle: pressetext.austria (Manuel Haglmüller)