Grünen-Finanzexperte Giegold wirft Bundesregierung "Zick-Zack-Kurs" gegenüber Griechenland vor
Archivmeldung vom 17.03.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Grünen-Finanzexperte Sven Giegold hat der Bundesregierung einen "Zick-Zack-Kurs" gegenüber Griechenland vorgeworfen. "Frau Merkel setzt auf Diplomatie, während Herr Schäuble den harten Hund gibt", sagte Giegold dem "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe) mit Blick auf das bevorstehende Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras am kommenden Montag in Berlin.
Am Montag hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) derweil der Regierung in Athen vorgeworfen, "das zurückgewonnene Vertrauen wieder zerstört" zu haben. Giegold sagte, er wolle zwar nicht "die Fehlgriffe der neuen Regierung in Athen schönreden". Aber auch die Deutschen hätten "in Europa viel Frustration ausgelöst, weil sie sich weigern, eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik in Europa auf die Beine zu stellen", fügte der Europaabgeordnete hinzu.
Roth zur Debatte über Reparationen: Bundesregierung sollte "offene und faire Gespräche" mit Griechenland führen
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth hat die Bundesregierung aufgefordert, völlig unabhängig von der aktuellen Debatte über die Krise in Griechenland und Europa "offene und faire Gespräche" mit Griechenland über die Frage möglicher Reparationen zu führen. "Ein offenes und faires Gespräch mit Griechenland, um eine gemeinsame Lösung zu finden, die in die Zukunft weist, sollte aus meiner Sicht für die Bundesregierung absolut selbstverständlich sein", sagte die Grünen-Politikerin dem Tagesspiegel. "Aus den Verbrechen der Nazis in Griechenland und dem griechischen Zwangskredit erwächst für die Bundesrepublik eine Verantwortung, die wir nun nicht einfach für erledigt erklären können", sagte Roth. Denn neben der juristischen Ebene gebe es auch die politische und vor allem moralische Verpflichtung Deutschlands, sich zu seiner Vergangenheit zu bekennen. "Die scheußlichen Verbrechen der Nazis in Griechenland sind bis heute eine offene Wunde, etwa die fast vollständige Ausrottung der jüdischen Gemeinde in Thessaloniki, die Zerstörung ganzer Dörfer, in denen Partisanen unterstützt wurden, oder die grauenhafte Besatzung Athens mit unzähligen Hungertoten", sagte Roth.
http://www.tagesspiegel.de/politik/griechenland-und-der-zweite-weltkrieg-politiker-von-spd-und-gruenen-offen-fuer-entschaedigungen/11514430.html
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)