Tichanowskaja wirft weißrussischer Regierung "Terrorakte" vor
Archivmeldung vom 07.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttNach der mutmaßlichen Entführung der weißrussischen Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa spricht die im Exil in Litauen lebende Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja von "Terrorakten". Das spurlose Verschwinden von Kolesnikowa, wie auch der Oppositionellen Anton Rodnenkow und Iwan Krawtsow sei der "Versuch, die Arbeit des Koordinierungsrats zu stören", sagte Tichanowskaja der "Welt".
Medien hatten zuvor unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, dass Kolesnikowa von Männern gepackt und in einen Minibus gestoßen worden sei. "Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt", teilte das Gremium für einen friedlichen Machtwechsel am Montag in Minsk mit. Kolesnikowa ist eine der wichtigsten Oppositionellen, die sich gegen Staatschef Alexander Lukaschenko stellen - sie gehört dem Koordinierungsrat an. Der autoritäre Regierungschef geht gegen das Gremium vor und ließ bereits mehrere Mitglieder festnehmen.
Das werde den Rat aber nicht stoppen, so Tichanowskaja.
"Die Arbeit des Koordinierungsrats wird weitergehen. Wir sind einer friedlichen Lösung der Krise verpflichtet." Beobachter gehen davon aus, dass die 37-Jährige die weißrussischen Präsidentschaftswahlen gewonnen hat. Lukaschenko jedoch behauptet, mehr als 80 Prozent der Stimmen erhalten zu haben, seine Kontrahentin soll gerade mal auf zehn Prozent gekommen sein. Für die Opposition und den überwiegenden Teil der Menschen, die seit Wochen in weißrussischen Städten gegen das Lukaschenko-Regime auf die Straßen gehen, ist sie jedoch die rechtmäßige Präsidentin. "Je mehr sie versuchen, uns einzuschüchtern, desto mehr Menschen werden sich den Protesten anschließen", sagte Tichanowskaja der "Welt". Sie forderte "die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen und den Beginn eines Dialogs, der zu freien und fairen Wahlen in Weißrussland führen wird".
Quelle: dts Nachrichtenagentur