Deutscher Nuklear-Experte: Lage beim Ukraine-AKW "extrem besorgniserregend"
Archivmeldung vom 09.08.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAuch deutsche Nuklear-Fachleute sind nach dem erneuten Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja in der Südukraine äußerst beunruhigt. "Wenn die russische Seite scheinbar damit anfängt, mit dieser Situation zu spielen, ist das extrem besorgniserregend", äußerte sich Thomas Walter Tromm vom Karlsruher Institut für Technologie im Fernsehsender phoenix.
Als größte Gefahr sah der Karlsruher Wissenschaftler einen Kernschmelz-Unfall an, der mit einer Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung verbunden wäre. "Dieses Szenario wäre extrem gefährlich für die Ukraine, aber auch für die umgebenden Länder, je nachdem, wie die meteorologische Lage gerade ist", so Tromm weiter. Allerdings habe die Ukraine nach dem Atom-Unfall im japanischen Fukushima bei den in Europa stattgefundenen Stresstests gut mitgearbeitet und Nachrüstungen vorgenommen. "Gegen kleinere Raketenangriffe ist die Anlage sehr gut geschützt", war der Nuklear-Fachmann überzeugt.
Auch eine vorübergehende Stilllegung des Atomkraftwerks Saporischschja sei möglich. "Aber das ist die größte Anlage in Europa und dominant in der Ukraine. Das würde das Land sehr hart treffen", meinte Tromm. Notwendig sei es jetzt, dass internationalen Atomexperten ungehinderter Zugang ermöglicht werde. Nur dann sei es möglich, sich einen Überblick zu verschaffen und die Frage zu beantworten, in welchem Zustand sich die Mitarbeiter befänden, und ob sie von russischer Seite unter Druck gesetzt würden.
Quelle: PHOENIX (ots)