Poroschenko drängt Ukraine zu strategischem Umlenken
Der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko fordert eine militärische Wende im Krieg gegen Russland. Das Land müsse aufhören, Menschen, Gebiete und Zeit zu verlieren, sagte er der "Bild".
"Wir haben nicht genug für Sturmoperationen an der direkten Frontlinie",
sagte der frühere Staatschef. Die Ukraine solle sich auf die Defensive
konzentrieren. "Wir müssen Befestigungen aufbauen. Wir müssen uns um das
Leben jedes einzelnen Soldaten kümmern. Wir sollten das Wort
'Offensivoperation' vergessen." Die Verteidigung des Territoriums habe
oberste Priorität. "Nutzung von Befestigungen, Minenfeldern, modernster
Luftabwehr gegen gelenkte Bomben. All diese Maßnahmen können Russland
stoppen und sie zwingen, einen höheren Preis zu zahlen."
Poroschenko
nahm auch US-Präsident Donald Trump in Schutz. Dieser sei mitnichten
gegen die Ukraine. "Das ist nur Trumps Verhandlungsstil. Ich bin absolut
zuversichtlich, dass Trump Putin nicht vertraut." Er habe drei Jahre
lang mit Trump zusammengearbeitet und kenne dessen Verhandlungsansatz.
Ferner
übte der ehemalige Staatschef harsche Kritik am amtierenden Präsidenten
Selenskyj. Dieser sei ein "unglücklicher Anführer eines Teams, das die
Nation in Richtung Diktatur bewegt". Die Sanktionen gegen sich und seine
Partei bezeichnete Poroschenko als "Angriff auf die Freiheit und
Demokratie". Sie gefährdeten auch die Zukunft des Landes, da die
Rechtsstaatlichkeit grundlegend für die europäische Integration sei. "Es
ist verfassungswidrig, was hier passiert, es ist illegal, es gibt keine
Gerichtsentscheidung. Das ist einfach eine sehr dumme, illegale,
kriminelle Verletzung des Gesetzes."
Selenskyj will nach Ansicht
Poroschenkos seine politische Konkurrenz schwächen; sein Verhalten mache
klar, dass er alle Figuren auf der politischen Bühne loswerden wolle.
"Ich kann es so sagen: Wenn Sie mich nach einer Diktatur fragen, dann
ist die Antwort klar - der Diktator ist Putin. Aber es ist absolut
inakzeptabel, wenn sich die Ukraine an die Grenzen der Demokratie und
der Freiheit bewegt, wenn Angriffe auf die lokale Selbstverwaltung
erfolgen, wenn der Oppositionsführer illegal und verfassungswidrig
angegriffen wird. Das muss sofort gestoppt werden."
Quelle: dts Nachrichtenagentur