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Al Jazeera wehrt sich gegen Ägyptens Behörden

Archivmeldung vom 25.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
TV-Studio: Unruhe in Ägypten. Bild: flickr/Laika slips the lead
TV-Studio: Unruhe in Ägypten. Bild: flickr/Laika slips the lead

Der arabische Nachrichtensender Al Jazeera geht nun in die Offensive gegen die Behörden der derzeitigen ägyptischen Übergangsregierung und beschuldigt sie, seine Mitarbeiter systematisch einzuschüchtern. Gleichzeitig weist Al Jazeera alle Anschuldigungen zurück, wonach der Sender einseitig berichte und auf der Seite der islamistischen Muslimbruderschaft rund um Mohammed Mursi stehe. Gegenüber pressetext sieht Nahost-Experte Michael Lüders in dieser Auseinandersetzung die "Fortsetzung des Konfliktes auf Medienebene".

"Dass wir in eine politische Richtung tendieren, wie im Zuge der Kampagne gegen Al Jazeera behauptet wird, ist nicht wahr", heißt es in einem Statement des TV-Senders. Das seien Anschuldigungen ohne jeglichen Beweis. Kurz nach dem Sturz des nunmehrigen Ex-Präsidenten Mursi hatte das ägyptische Militär den Sendebetrieb von Al Jazeera gestört und Mitarbeiter vorübergehend verhaftet. Der Sender habe zahlreiche Drohungen erhalten und sei von offiziellen Pressekonferenzen ausgeschlossen worden, berichtet der britische Guardian.

"Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen in Ägypten bekräftigt Al Jazeera seine Verpflichtung gegenüber den Redaktionsrichtlinien", so Ghassan Abu Hussein, ein Sprecher des Senders. In diesen seien Objektivität, Integrität sowie Ausgewogenheit festgeschrieben. Er fügt hinzu, dass man sich Sorgen mache um die Sicherheit und Freiheit der eigenen Mitarbeiter. Unterdessen kommt es auf den Straßen Kairos regelmäßig zu Auseinandersetzungen und Übergriffen zwischen Mursi-Anhängern, liberalen Kräften und der Armee. Seit der Entmachtung Mursis am 3. Juli sind bereits rund 100 Menschen ums Leben gekommen.

Al-Jazeera-Eigentümer auf Seite der Muslimbrüder

Der Sender musste sich in den vergangenen Monaten bereits des Öfteren den Vorwurf der Parteilichkeit in seiner Berichterstattung zugunsten der Muslimbrüder gefallen lassen. Vor allem nicht-religiöse Kräfte kritisieren den Sender. Al Jazeera befindet sich im Besitz des Emirs von Katar, Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani.

Katar selbst gehört zu jenen Ländern, die die von radikalen Islamisten unterwanderten Rebellengruppen in Syrien mit Waffenlieferungen unterstützen. Staatsreligion ist der Islam und die Scharia die Hauptquelle der Gesetzgebung. Das Emirat hat das krisengebeutelte Land an der Nilmündung während der einjährigen Regierungszeit der Muslimbruderschaft mit rund sieben Mrd. Dollar unterstützt.

Konkurrenz-Sender bleibt verschont

"Ein interessantes Detail ist in diesem Zusammenhang, dass Al Arabiya als zweiter großer arabischer Fernsehsender nicht Ziel der ägyptischen Behörden war", sagt Lüders. Der Sender hat seinen Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten und gehört saudischen Investoren. "Diese beiden Länder stellen sich wiederum gegen die Muslimbruderschaft und leisten der aktuellen Übergangsregierung finanzielle Unterstützung", so der Experte.

Grund für den Sturz Mursis war der ausgesprochen massive Widerstand weiter Teile der Bevölkerung gegen die autoritäre Politik und die islamisch gefärbte Verfassung. Kritiker haben in ihr die Beschneidung von Freiheit und Menschenrechten gesehen. Das Militär hat Mursi vom Amt enthoben, die umstrittene Verfassung außer Kraft gesetzt und von Beginn an die Bevölkerung zum Gewaltverzicht aufgefordert. Eine Übergangregierung wurde installiert und Neuwahlen werden vorbereitet.

Quelle: www.pressetext.com/Sebastian Köberl

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