Abgesetzter Istanbuler Bürgermeister verschärft Vorwürfe an türkischen Wahlrat und Regierung Erdogan
Archivmeldung vom 10.05.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer abgesetzte Oberbürgermeister von Istanbul, Ekrem Imamoglu, hat seine Vorwürfe gegenüber dem türkischen Wahlrat und der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan verschärft. Imamoglu sagte in einem exklusiven Interview mit WDR COSMO, die Wahlkommission habe "einen großen Verrat an der Demokratie" begangen.
Imamoglu betonte, selbstverständlich habe die Behörde das Recht, eine
Wahl und ihr Ergebnis annullieren zu lassen. Dafür müsse es
allerdings "reale Gründe" geben. Bei der Wahl in Istanbul seien die
Gründe "bloß unter einem Vorwand erfunden worden".
Imamoglu kritisierte weiter, dass man ihn "in eine Verliererposition
drängen" wolle. "Ich habe diese Wahl aber gewonnen, ich bin der
Bürgermeister dieser Stadt!"
Nach dem knappen Wahlsieg der Oppositionspartei CHP hatte die
Regierungspartei AKP von Präsident Erdogan Beschwerde eingelegt,
unter anderem wegen angeblichen Wahlbetrugs. Die Wahlbehörde hat nun
die Wiederholung der Bürgermeisterwahl in Istanbul angeordnet. Diese
soll am 23. Juni stattfinden.
Mit Ekrem Imamoglu hatte es nach 25 Jahren islamisch-konservativer
Führung erstmals einen sozialdemokratischen Bürgermeister in Istanbul
gegeben. Imamoglu gibt sich vor der Neuwahl, bei der sowohl er als
auch der AKP-Kandidat Binali Yldirim erneut antreten werden,
kämpferisch: Er werde nun noch mehr Bürger als bei der ersten Wahl
"überzeugen und wachrütteln".
Das komplette WDR COSMO-Interview (Erstausstrahlung: 9. Mai) finden
Sie hier:
https://twitter.com/COSMO__ARD/status/1126536735394074632
https://www.facebook.com/cosmoard/videos/1293735574109075/
Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots)