Russland und die ESA werden den Mond gemeinsam erschließen
Archivmeldung vom 21.06.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.06.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Europäische Weltraumorganisation (ESA) schließt sich den bevorstehenden Mondmissionen Russlands an, berichtet Boris Pawlischtschew bei Radio "Stimme Russlands". Beim Luftfahrtsalon in Le Bourget haben die Leiter von Roskosmos, Wladimir Popowkin, und der ESA, Jean-Jacques Dordain, ein Memorandum über die wechselseitige Verständigung bei der Erforschung des Mondes unterschrieben.
In dem Beitrag von Boris Pawlischtschew heißt es weiter: "Bei dem Memorandum handelt es sich um ein Rahmendokument über die allgemeinen Grundsätze für die Wechselbeziehungen der beiden Agenturen. Die Rolle der Europäer würde noch präzisiert werden, erläutert Alexander Schelesnjakow, Mitglied der Weltraumakademie Russlands:
„Was die Europäer uns anbieten möchten, das wären sowohl Bohranlagen als auch ein Mondfahrzeug und die Bordsysteme. Was man davon genau wählt, wird sich im Verlauf der weiteren Verhandlungen klären. Denn auch unsere Fachleute sind daran interessiert, ähnliche Bohranlagen, sei es selbständig oder in Kooperation mit den Europäern, zu entwickeln. Und was die Erfahrungen bei der Entwicklung von Mondfahrzeugen anbelangt, so sind sie bei uns viel größer als bei den Europäern. Sie können nur theoretische Vorarbeiten vorweisen, während wir, wenn wir an die Flüge vor 40 Jahren zurückdenken, die erfolgreiche Arbeit von Lunochod-1 und Lunochod-2 auf dem Mond präsentieren können.“
Das nächste russische Projekt ist „Luna-Glob“. Es besteht aus einer Landungssonde (Start Ende 2015 bis Anfang 2016) und einem Orbitalapparat (Start 2016). Die Mission ist vollständig durchgearbeitet, und bis zum Start bleibt nicht viel Zeit, so dass man es wohl kaum schaffen wird, dort europäische Ausrüstungen zu installieren. Ein weites Feld für die gemeinsame Tätigkeit mit der ESA wird sich im nächsten Großprojekt, „Luna-Ressource“, anbieten. In der ersten Etappe startet 2017 ein wissenschaftlicher Landungskomplex. Dort würde es bereits europäische Apparaturen geben, meint Maxim Litwak, führender wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Weltraumforschungen der Akademie der Wissenschaften Russlands:
„Dort kommen wissenschaftliche Geräte hinzu, welche, ist einstweilen noch nicht entschieden. Das wird sich in einigen Monaten klären. Möglicherweise werden es gewisse Apparatsysteme sein, die mit der Navigation und der Wahl der Landungsstelle verbunden sind. Solche Vorarbeiten machen die Europäer. Das, was uns in erster Linie interessiert, ist die Möglichkeit, die Landungsstelle einzuschränken. Gegenwärtig ist die Landungsfläche groß, sie beträgt etwa 15 mal 30 Kilometer. Um das exakter zu bewerkstelligen, braucht man spezielle Navigationsmittel.“
In der Anfangsetappe des Projektes „Luna-Ressource“ wurde davon ausgegangen, dass dieser Apparat von einer indischen Trägerrakete in den Weltraum entsandt werden und dass nach der Ankunft auf dem Mond ein indisches Mondfahrzeug rollen würde. Die Mission habe man später für ein russisches Trägermittel umgestaltet, fährt Maxim Litwak fort:
„Es wurde eine Umkonfigurierung der Mission vorgenommen. Den indischen Partnern ist das bekannt. Unverständlich ist, ob sie ihr Mondfahrzeug für ‚Luna-Ressource’ liefern werden oder nicht. Exakte Antworten haben die Inder nicht geschickt, und deshalb erscheint das Mondfahrzeug einstweilen im Design des Apparates.“
Russland wird nicht imstande sein, unendlich lange Platz dafür frei zu halten, und am ehesten wird ihn das europäische Geländefahrzeug einnehmen. Was die anderen Etappen von „Luna-Ressource“ anbelangt, so schließen sie die Forschungen der Mondumlaufbahn, die Entnahme von Mondgrund aus einer Tiefe von 2 Metern und dessen Beförderung zur Erde in den Jahren 2020-2022 ein.
Russland und die ESA arbeiten bereits an dem komplizierten gemeinsamen Projekt „ExoMars“, welches Starts zum Roten Planeten in den Jahren 2016 und 2018 vorsieht. Nun werden sie auch auf dem Mond zusammenarbeiten."
Quelle: Text Boris Pawlischtschew - „Stimme Russlands"