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Euro-Austritt Griechenlands laut Wirtschaftsverband "kein Weltuntergang"

Archivmeldung vom 03.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Manfred Nuding  / pixelio.de
Bild: Manfred Nuding / pixelio.de

Vor dem Hintergrund der Regierungskrise in Griechenland rechnet der für Export und Import zuständige Wirtschaftsverband für den Fall einer Abkehr Griechenlands vom Euro nicht mit schweren Probleme für die deutsche Volkswirtschaft. Anton Börner, Präsident des Bundesverbands Groß- und Außenhandel (BGA) sagte Bild.de am Donnerstag: "Ein Austritt Griechenlands würde zwar zu Turbulenzen führen, wäre aber kein Weltuntergang mehr. Die Euro-Zone ist inzwischen darauf vorbereitet, dass es irgendwann einen Schnitt geben muss. Deshalb ist die Gefahr einer Rezession oder gar einer wirtschaftlichen Depression gering."

Börner begrüßte die härtere Gangart der Bundesregierung und Frankreichs gegenüber dem Land: "Es ist richtig, dass die Bundeskanzlerin klaren Kurs hält. Notfalls geht es tatsächlich auch ohne die Griechen mit Europa weiter. Denn: Langfristig ist wirtschaftlicher Erfolg nur mit soliden Finanzen und einer harten Währung möglich. Wenn die Griechen da nicht mitmachen wollen, haben sie in der Euro-Zone nichts mehr verloren." Der Spitzenvertreter der deutschen Wirtschaft sieht keine unmittelbare Gefahr eines Domino-Effekts, der von Griechenland ausgehen könnte: "Die Banken und Versicherungen müssten Abschreibungen vornehmen, bräuchten Rekapitalisierung. Aber das wäre verkraftbar. Entscheidend ist, dass für die Investoren wieder Klarheit herrscht und das Signal kommt, dass die Eurozone auch ohne Griechenland ihre stabile Währung verteidigen wird - und Wachstumsperspektiven hat." Allerdings sei nicht gewährleistet, dass Griechenland seinen Schuldendienst nach einer Währungsreform fortsetzen würde: "Es wird wohl kaum einen hundertprozentigen Schuldenschnitt geben, das wäre zumindest kaufmännisch nicht redlich. Aber niemand kann heute sagen, wie viel wir davon wiedersehen."

Insofern stehe Steuergeld aus Deutschland im Risiko: "Griechenland ist ein souveräner Staat, der dann nicht gezwungen werden könnte, seine Altschulden zurück zu zahlen. Er könnte sich per Gesetz durchaus für schuldenfrei erklären." Ein Ausscheren Griechenlands hätte sogar Vorteile, erklärte Börner weiter: "Eine Trennung von Griechenland würde bedeuten: Schaut her, ihr Schuldenländer - wir lassen uns von euch nicht ewig an der Nase herum führen und werfen schlechtem Geld kein gutes mehr hinterher." Die unter anderem vom früheren BDI-Präsidenten Hans-Olaf Henkel vertretene These, dass eine Aufspaltung der Euro-Zone in Nord und Süd von Vorteil sei, teilt Börner nicht: "In der jetzigen Phase wäre unklar, zu welchem Block Frankreich gehört und eine Spaltung von Deutschland und Frankreich würde auf die politische Balkanisierung Europas hinaus laufen." Wichtig sei derzeit vor allem, dass Italien seine Finanzen in den Griff bekomme: "Die italienische Regierung muss Handlungsstärke beweisen, sonst wackeln in Europa wirklich die Wände. Dieser wirtschaftliche Koloss darf nicht wanken, sonst müssen wir uns wirklich für sehr harte Zeiten wappnen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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