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Deutscher Kommandeur schätzt Lage in Nordafghanistan "sehr ernst" ein

Archivmeldung vom 02.04.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.04.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Islamische Republik Afghanistan Flagge
Islamische Republik Afghanistan Flagge

Die Originaldatei ist hier zu finden.

Knapp ein halbes Jahr nach der Schließung ihres Feldlagers Feisabad kehrt die Bundeswehr in die nordafghanische Provinz Badakschan zurück. Seit wenigen Tagen sind wieder deutsche Soldaten dort stationiert. Der Kommandeur des Isaf-Regionalkommandos Nord, Generalmajor Jörg Vollmer, bezeichnet die Situation als "sehr ernst". "Die aktuelle Sicherheitslage in Badakschan ist für die afghanischen Sicherheitskräfte eine Herausforderung", sagte Vollmer der "Welt" (Online: Samstag).

"Es gibt Gefechte mit unterschiedlichen Gruppierungen." Dazu komme es, weil durch die Region viele Schmuggelrouten laufen. "Und immer dann, wenn die afghanische Polizei beginnt, Recht und Ordnung erfolgreich durchzusetzen, gehen diejenigen, die sich in ihren illegalen Geschäften gestört fühlen, gegen die einheimischen Sicherheitskräfte vor." So etwas passiere regelmäßig in dieser Grenzregion, sagte Vollmer weiter.

Grundsätzlich könnten die Afghanen solche Konflikte eigenständig lösen. "Diesmal haben sie aber um Unterstützung gebeten." Zum Beispiel bräuchten sie Drohnen und Hubschrauber zur Evakuierung von Verwundeten. "Wir werden unsere Verbindungsoffiziere nach Badakschan verlegen", sagte Vollmer. Die sollten sollten sich vor Ort mit ihren afghanischen Partnern abstimmen und dazu beitragen, die Unterstützung der Isaf-Truppen zu koordinieren.

Bereits seit Wochen führen afghanische Sicherheitskräfte blutige Gefechte gegen kriminelle Gruppen im Distrikt Warduj, einer Gebirgsregion am östlichsten Zipfel Afghanistans an der Grenze zu Tadschikistan, Pakistan und China. Die Provinz Badakschan galt lange als eine der ruhigsten in Afghanistan. In der Hauptstadt Feisabad, rund 40 Kilometer von Warduj entfernt, hatte die Bundeswehr im Oktober 2012 ihr erstes Feldlager, das Provincial Reconstruction Team (PRT), verlassen und der afghanischen Polizei ANCOP übergeben.

Afghanistans Präsident Karsai erhebt schwere Vorwürfe gegen den Westen

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat scharfe Kritik am westlichen Einsatz in seinem Land geübt. Dem Antiterrorkampf mangle es an einer nachvollziehbaren Strategie. "Der Westen hat nicht die Rückzugsgebiete der Terroristen bekämpft, nicht ihre Trainingscamps", sagte der Staatschef der "Süddeutschen Zeitung" in einem Gespräch im Kabuler Präsidentenpalast. Das eigentliche Problem liege im Nachbarland Pakistan und sei nicht angegangen worden. "Wie kann das logisch sein, wie kann man da zu Ergebnissen kommen", sagte er.

Auch bemängelte Karsai, dass seine Regierung vom Westen respektlos behandelt worden sei. "Wir möchten, dass diese Beziehungen besser funktionieren, wir möchten wie Verbündete behandelt werden, nicht wie ein Gegenstand", sagte er. Der Paschtune, der während der Taliban-Herrschaft im Exil gelebt hatte, wurde kurz nach dem Sturz des Islamisten-Regimes im Jahr 2001 zunächst Übergangspräsident Afghanistans. Bei den Wahlen in den Jahren 2004 und 2009 holte er die meisten Stimmen, auch wenn es vor allem während der letzten Abstimmung zahlreiche Unregelmäßigkeiten gegeben hat.

2014 stellt für Afghanistan eine Zäsur dar: Der Westen zieht seine Kampftruppen vom Hindukusch ab und Karsais Amtszeit endet - er darf laut Verfassung nicht mehr antreten. In der Opposition in Kabul heißt es, Karsai werde es dennoch versuchen, sich im Amt zu halten. Doch der Staatschef dementierte dies. Er werde nach der Wahl "ein Ex-Präsident sein", der nicht ins Exil gehen, sondern bleiben wolle.

Karsais Vorgänger im Amt, Mohammed Nadschibullah, war nach dem Rückzug der Sowjetunion vom Hindukusch zunächst gestürzt und später ermordet worden. Dieses Schicksal sieht John Bolton, der ehemalige amerikanische UN-Botschafter, auch auf Karsai zukommen. "Ich glaube, er wird von einem Laternenpfosten baumeln", sagte Bolton über die Zeit nach dem Ende des Einsatzes der US-Kampftruppen.

Die Chancen, bis zum Abzug des Westens mit den Taliban einen Friedensschluss zu erreichen, sind inzwischen gering. Karsai sagte, seine Regierung habe sporadische Kontakte mit den Islamisten, es gebe jedoch keine Verhandlungen. Er rief die Taliban auf, die Waffen niederzulegen und sich am politischen Prozess zu beteiligen. Taliban-Anführer Mullah Omar könne 2014 Präsidentschaftskandidat werden und "den Afghanen die Möglichkeit geben, für ihn oder gegen ihn zu stimmen".

Am Wochenende besuchte Karsai zum ersten Mal das Wüstenemirat Katar, dort sollen die Taliban ein Verbindungsbüro eröffnen. Allerdings hieß es aus seiner Delegation, es habe keine Gespräche gegeben. Nach anfänglicher Sympathie wird Karsai im Westen nun als Hindernis für den Fortschritt in Afghanistan gesehen.

Zwölf Jahre nach dem Sturz der Taliban bleibt die Sicherheitslage prekär, auch ist wenig gegen die Korruption unternommen worden. Karsai macht dafür auch die westliche Vergabepraxis von Aufträgen verantwortlich. Etliche Milliarden Dollar, die für den Wiederaufbau vorgesehen waren, seien versickert.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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