Politologe Jäger zum Fall Prigoschin: Putins Signal wird in der russischen Elite verstanden
Archivmeldung vom 24.08.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithNach dem Absturz des Flugzeugs von Wagner-Söldnerchef Jewgeni Prigoschin sieht der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger den russischen Präsidenten Wladimir Putin als "stark und schwach zugleich". Putin habe an Prigoschin offensichtlich "das Exempel statuiert hat, auf das man gewartet hat", sagte Jäger der Könischen Rundschau (online und Freitagausgabe). Putin habe zeigen müssen, "dass er das Zepter des Handelns wieder in der Hand hält, und zwar mit aller Konsequenz". Jäger: "Eine Säule seiner Macht ist die Angst, die jeder vor ihm hat, vor seiner Rache, wenn man nicht auf seiner Linie ist. Putin hat ein Signal gesetzt, das in der russischen Elite verstanden werden wird." Prigoschin habe eine rote Linie überschritten und geglaubt, auf Augenhöhe mit Putin bestimmen könne, wer alles weg muss, Verteidigungsminister Sergej Schoigu etwa oder Generalstabschef Waleri Gerassimow.
Andererseits hat sich laut Jäger gezeigt, wie tief die Risse in der russischen Elite gingen. Er erinnerte an die Verhaftung des nationalistischen Bloggers Igor Girkin: "Je strikter kontrolliert werden muss, wer überhaupt etwas sagen darf, desto schwächer ist der Herrscher eigentlich." Andererseits sei es i Putin in den 18 Monaten seines Krieges gegen die Ukraine auch gelungen, die Macht an sich zu ziehen: "Neben ihm spielt niemand mehr wirklich eine Rolle, bei ihm landet jede Entscheidung." Für den Krieg in der Ukraine bedeute dass, dass er nicht enden werde, wenn Putin ihn nicht beenden wolle. "Und Putin hat mehrfach klar gesagt, wann er ihn beendet, nämlich wenn die Ukraine russisch ist."
Quelle: Kölnische Rundschau (ots)