IWF warnt vor noch höherer Inflation
Archivmeldung vom 18.05.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIWF-Vizechefin Gita Gopinath ist in großer Sorge über die zunehmende Fragmentierung der Weltwirtschaft - und fürchtet dadurch deutlich höhere Preise. "Wir sehen die ernste Gefahr, dass wir am Ende Wirtschaftsblöcke haben, deren Mitgliedsländer nur noch unter einander handeln statt die Produktion international zu diversifizieren", sagte sie der FAZ.
Sie verstehe angesichts der Erfahrungen mit Pandemie und russischem Krieg, dass Länder widerstandsfähig werden und nicht in Geiselhaft von Handelspartnern geraten wollen. "Nur, als Reaktion auf globale Spannungen die Produktion zurück in die Heimat zu holen, ist genauso riskant", warnte Gopinath.
Man mache sich nämlich ebenfalls von einem Standort abhängig. "Das kann sehr teuer werden. Tatsächlich kann eine solche Politik den Inflationsdruck noch erhöhen", sagte die Ökonomin.
Trotz dieser Warnung ist die IWF-Vizechefin noch zuversichtlich, dass die Inflation in der EU schneller zurückgeht als in den USA, wo der Währungsfonds noch bis 2024 hinein mehr als 2 Prozent Inflation erwartet. Entscheidend dafür sei aber die Frage, ob die Erwartungen über künftige Inflation ins Rutschen kommen und eine Lohn-Preis-Spirale beginnt, bei der hohe Preise steigende Löhne provozieren, die wiederum steigende Preise auslösen, auf die mit neuen Lohnforderungen reagiert wird. "Das kann passieren, wenn die Inflation länger hartnäckig hoch bleibt. Das könnte eine deutlich straffere Geldpolitik nötig machen, als im Moment vorhergesagt wird", prognostizierte Gopinath.
Deutschland mit seinem Exportmodell und seiner Abhängigkeit von russischem Gas sieht Gopinath "mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, vor allem was die Energiebeschaffung betrifft". Der IWF registriere, "dass Deutschland natürlich durch die Erschütterungen von globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten besonders stark betroffen ist, weil es stärker als andere Wirtschaftsmächte vom Handel mit Industriegütern mit dem Rest der Welt abhängig ist". Deutschland müsse mit einer komplett neuen Situation umgehen, in der Pandemien, Kriege oder geopolitische Spannungen Lieferbeziehungen und Produktionsketten unterbrechen. Die klassische Lösung liege darin, den Handel zu diversifizieren, "also statt sich auf wenige Bezugsquellen zu konzentrieren die Beschaffung auf mehrere Länder zu verteilen". Es gebe aber auch technische Antworten: "Unternehmen können ihre Produktion flexibler machen, wenn der Prozess auch Vorprodukte erlaubt, die nicht komplett den klassischen gesetzten Gütern entsprechen." Tesla verändere beispielsweise seine Software so, dass das Unternehmen auch Mikroprozessoren in die Fahrzeuge einsetzen konnte, die weniger knapp waren.
Quelle: dts Nachrichtenagentur