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Experte: Lage für Demonstranten im Iran nicht existenziell bedrohlich

Archivmeldung vom 13.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Iran Flagge
Iran Flagge

Bild von Chickenonline auf Pixabay

Im Zuge der Iran-Krise und der massiven Proteste in Teheran hat der Nahostexperte und Chefredakteur der Zeitschrift "Zenith", Daniel Gerlach, Konsequenzen für die Revolutionsgarden im Iran nicht ausgeschlossen.

Die Lage für die Demonstranten sei heikel, aber nicht existenziell bedrohlich, sagte Gerlach dem Nachrichtenportal T-Online. "Alle wissen, dass die Forderungen nach Konsequenzen absolut legitim und begründet sind. Ich halte es für durchaus wahrscheinlich, dass mehrere Verantwortliche in der Revolutionsgarde ihrer Posten enthoben werden. Aber wenn sich das Regime nun entscheidet, solchen Forderungen nachzugehen, schafft es natürlich einen Präzedenzfall." Der Auslöser für die gegenwärtigen Proteste war der Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine bei Teheran. Dabei kamen 176 Menschen ums Leben. Zudem glaubt Gerlach, dass die Tötung des Generals Soleimani ein strategischer Fehler der USA gewesen ist. "Die darauf folgende Konfrontation hat gezeigt, dass die USA im Nahen Osten sehr verletzlich sind", so der Nahostexperte.

Er fügte hinzu: "Anders als etwa die Israelis stehen die Vereinigten Staaten exponiert in der Nachbarschaft Irans und müssen im Fall der Konfrontation, den ja alle irgendwie vermeiden wollen, aber in Kauf nehmen, mit schweren Verlusten rechnen. Eine solche `Stunde der Wahrheit` hätten die amerikanischen Militärs wohl lieber vermieden." Auf die Raketenangriffe des Iran auf US-Ziele im Irak hatte US-Präsident Donald Trump zuletzt neue US-Sanktionen angekündigt. Auf die Frage, ob diese Reaktion der US-Regierung die antiamerikanischen Kräfte im Iran stärken, antwortete Gerlach: "Die Methode, immer mehr Druck aufzubauen und Teheran an den Verhandlungstisch zurückzuwingen funktioniert nach meinem Eindruck aus zwei Gründen nicht." Zum einen habe man die Iraner zuvor gar nicht die positiven Folgen des Atomdeals spüren lassen, da es gar nicht zu einer "wirklichen Öffnung und Aufhebung der wirtschaftlichen Beschränkungen gekommen" sei.

"Die Pragmatiker haben also schlechte Argumente, wenn sie sagen: Schaut her, die Umsetzung des Deals trägt Früchte. Mehr Druck von außen treibt den Wechselkurs in die Höhe und lässt die iranische Mittelschicht kollabieren beziehungsweise ins Ausland abwandern", sagte Gerlach. Zum anderen habe der gegenwärtige Schlagabtausch "Teheran in seiner Haltung bestärkt, dass das Raketenprogramm ein wirksames Abschreckungsmittel ist, wofür man gar keine Atomwaffen braucht". Gerlach sagte weiter: "Ich halte es also für illusorisch, dass Trump die Iraner dazu bekommt, dieses Thema auf den Tisch zu legen. Das beste, was in dieser Situation noch rauszuholen ist, wäre wohl eine Rückkehr zum aktuellen Atomdeal."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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