Tschernobyl: Weltgesundheitsorganisation rechnet Opferzahlen klein
Archivmeldung vom 25.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKaum zu glauben: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Folgen von Tschernobyl verharmlost und die Erkenntnisse der eigenen Forscher heruntergespielt. Das berichtet die Zeitschrift natur+kosmos in ihrer Aprilausgabe.
Bis zu 4000 Menschen könnten
durch die Strahlenbelastung von Tschernobyl sterben, verkündete die
WHO vergangenen September und berief sich auf eine umfassende Studie
des in Lyon ansässigen WHO-Instituts für Krebsforschung (IARC) und
die Arbeit von Hunderten von Wissenschaftlern. Woran niemand auch nur
im Traum gedacht hätte: Die Zahlen sind falsch. Der IARC-Bericht
spricht nicht von 4000 Toten, sondern von über 9000.
Die kanadische Strahlenepidemiologin Elisabeth Cardis, die die
Forschungsarbeiten leitet, bestätigte gegenüber natur+kosmos: "Die
Presseerkärung hat nur die belasteten Gruppen der Liquidatoren, der
Evakuierten und der Bewohner der streng kontrollierten Zonen
berücksichtigt." Unter diesen Gruppen erwarten die Forscher wie
gemeldet 4000 Opfer. "Berücksichtigt man die Bewohner aus weniger
belasteten Regionen, kommt man auf rund 9000 Opfer." Es sei
dahingestellt, ob die Zahlen aus Versehen oder mit Absicht
verharmlost wurden. Tatsache ist, dass die WHO es über ein halbes
Jahr nicht für notwendig erachtet hat, den offensichtlichen Fehler zu
korrigieren. Darüber hinaus gibt es gute Gründe, auch an der Zahl von
9000 Tschernobyl-Opfern zu zweifeln - vor allem wegen der unsicheren
Datenlage. "In der Tat sind unsere Vorhersagen aus verschiedenen
Gründen sehr unsicher", räumt Elisabeth Cardis ein. Selbst auf der
Datenbasis der WHO-Forscher könnten es mehr als 20000 Tote werden.
Quelle: Pressemitteilung natur+kosmos