Konjunkturexperte Scheide rügt europäisches Krisenmanagement
Archivmeldung vom 06.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor dem Hintergrund der aktuellen Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten hat der Konjunkturexperte des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Joachim Scheide, das politische Krisenmanagement in der EU gerügt. "Es gibt kaum eine Institution, die in der Krise lenken und leiten kann. Die Regierungen geben ein schlechtes Bild ab", sagte Scheide der "Saarbrücker Zeitung". "Wenn ein Land ganz große Schuldenprobleme hat, dann muss es auch in die Insolvenz gehen können", meinte Scheide.
"Dazu wäre ein geordnetes Verfahren nötig, um den Schaden für die Märkte in Grenzen zu halten". Das Problem sei nur, dass es so ein Konzept auf europäischer Ebene offensichtlich nicht gebe, so Scheide. Als "politisch unklug" stufte der Konjunkturexperte die Kritik von EU-Kommissionspräsident Barroso an den Ergebnissen des jüngsten EU-Gipfels ein. "Die Gipfel-Beschlüsse wurden ja gerade als Lösung des Problems verkauft". Und nun gehe Barroso her und sage, man müsse den Rettungsschirm noch mal aufstocken. "Wo soll das enden? Was sollen die Märkte davon halten? Zumal Barroso im Dunkeln lässt, wie eine Lösung konkret aussehen soll", kritisierte Scheide.
Bundesregierung hält Aufstockung des EFSF für keine Optio
Die schwarz-gelbe Bundesregierung ist nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" gegen eine Aufstockung des europäischen Rettungsschirms EFSF. "Die Ausweitung des EFSF ist für uns keine Option", hieß es in Regierungskreisen. Die beim Sondergipfel beschlossenen Maßnahmen müssten ausreichen, um die aktuelle Krise beizulegen. Jetzt müssten sie allerdings zügig umgesetzt werden. Berlin stellt sich damit gegen Vorschläge aus Brüssel. EU-Kommissionspräsident Josè Manuel Barroso und Währungskommissar Olli Rehn hatten eine Ausweitung des Rettungsschirms angedeutet. Wiederholt gab es in den vergangenen Wochen Forderungen, den EFSF aufzustocken.
Quelle: dts Nachrichtenagentur