62 Prozent der Deutschen wollen schnellen Atomausstieg
Archivmeldung vom 24.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAktivisten des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) demonstrierten heute in Berlin, Essen, Karlsruhe und München bei den Stromkonzernen Vattenfall, RWE, EnBW und e.on für eine Energieversorgung ohne Atomkraft.
Anlass für die Proteste ist
der unmittelbar bevorstehende 20. Jahrestag des Super-GAUs im AKW
Tschernobyl. In Berlin platzierten die Umweltschützer vor das Gebäude
der Vattenfall-Europe ein drei Meter großes Atomkraftwerk und
forderten auf einem Transparent "Nie wieder Tschernobyl - Vattenfall
raus aus der Atomkraft!". Vattenfall hält Beteiligungen an den
Atomkraftwerken Brunsbüttel, Brokdorf und Krümmel. Gemeinsam mit den
anderen Energieversorgern hatte das Unternehmen in den letzten
Monaten mehrfach längere Laufzeiten für seine Atomkraftwerke
verlangt.
20 Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe habe die Bevölkerung die
Gefahren der Atomkraft jedoch nicht vergessen, teilte der BUND mit.
Eine von der Umweltorganisation in Auftrag gegebene aktuelle Umfrage
habe ergeben, dass 62 Prozent der Deutschen einen möglichst schnellen
Ausstieg aus der Atomkraft wünschten. Nur etwa 20 Prozent seien für
eine Verlängerung der Laufzeiten.
Renate Backhaus, Atomexpertin im Bundesvorstand des BUND: "Die
Mehrheit der Deutschen erteilte erneut allen Vorstößen der
Stromkonzerne nach Laufzeitverlängerungen eine klare Absage. Der
Unfall von Tschernobyl hat den Menschen die unkontrollierbaren
Risiken der Atomkraft schmerzhaft vor Augen geführt. Damit sich eine
solche Katastrophe nicht wiederholt, muss sich die Bundesregierung
gegen die Interessen der Stromkonzerne durchsetzen und
Rahmenbedingungen für den sofortigen Atomausstieg schaffen. Alles
andere ist nicht verantwortbar."
Bis heute seien an den Folgen von Tschernobyl Zehntausende
Menschen gestorben und Hunderttausende schwer erkrankt. Es sei davon
auszugehen, dass in den nächsten Jahrzehnten noch viele Tausende
Opfer hinzukämen. Eine Fläche von rund 40 000 Quadratkilometer um den
Reaktor wurde 1986 so stark verseucht, dass sie auf Dauer unbewohnbar
ist. Im dicht besiedelten Deutschland könne ein Reaktorunfall oder
ein terroristischer Anschlag auf ein Atomkraftwerk noch weit
schlimmere Folgen haben. Eine Lösung zur sicheren Aufbewahrung des
Atommülls aus dem Betrieb der AKW für mindestens eine Million Jahre
sei ebenfalls nicht in Sicht. Jede Verlängerung der Laufzeiten von
Atomkraftwerken verhindere nach Auffassung des BUND zudem den
dringend notwendigen Umbau der Energiewirtschaft, den verstärkten
Ausbau der erneuerbaren Energien und eine Steigerung der
Energieeffizienz.
Backhaus: "Wir fordern die großen Stromkonzerne auf, sich aus der
Atomkraft zurückzuziehen. In den nächsten vier Jahren müssen
mindestens vier AKW vom Netz genommen werden. Längere Laufzeiten
wären ein Bruch des mit der Bundesregierung vereinbarten
Atomkonsenses. Für eine sichere und klimaschonende Energieversorgung
müssen die Energiekonzerne in erneuerbare Energien und in effiziente
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen investieren."
Quelle: Pressemitteilung BUND