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Islam-Experte Michael Lüders: Westliche Politik ein Grund für Terror?

Archivmeldung vom 11.09.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Für den Islam- und Terrorismusexperten Dr. Michael Lüders gibt es keine "Patentrezepte" im Kampf gegen den Terror. Die deutschen Behörden hätten viele sinnvolle Maßnahmen ergriffen, die etwa auch zur Ergreifung dreier mutmaßlicher Terroristen geführt hätten.

"Ich denke, die Sicherheitsbehörden sind auf dem richtigen Weg", sagte Lüders im ZDF-Mittagsmagazin am 11. September 2007. "Ich habe nur die Sorge, dass man sich zu sehr auf elektronische Überlegungen konzentriert." Dazu zähle die Frage, ob man das Internet stärker überwache oder nicht. Viel wichtiger sei aber die Frage: "Ist die westliche Politik gegenüber der arabisch-islamischen Welt mit ein Grund dafür, dass wir Terror haben aus diesem Teil der Welt? Der Krieg gegen den Terror hat ja in Afghanistan und im Irak zu Verwerfungen geführt, die reichen natürlich bis nach Europa." Dazu zähle auch die Frage, wie Deutschland mit seinen Muslimen umgehe.

Die Bedrohung Deutschlands durch den Terror bewertet Lüders als "real", das hätten die Ereignisse der letzten Woche gezeigt. "Deutschland ist nicht mehr nur Ruheraum für mutmaßliche Attentäter und Terroristen. Auch in Deutschland haben wir mit dieser Terrorgefahr zu leben und zu rechnen", sagte Lüders, und weiter: "Natürlich müssen alle Maßnahmen getroffen werden, die rechtsstaatlich vertretbar sind. Aber wenn wir in Hysterie verfallen und den Rechtsstaat möglicherweise im Zuge der Terrorbekämpfung gleich mit abschaffen oder ernsthaft beschädigen, dann haben die Terroristen ihr Ziel erreicht, dann sind wir nicht mehr in einer freien Gesellschaft, sondern dann leben wir in einem Präventionsstaat, in dem jeder Bürger potentiell Ziel werden kann von Anti-Terrormaßnahmen."

Zu den Gründen, warum sich junge Leute vom Islam angezogen fühlen und sich radikalisierten, erläuterte Lüders: "Es gibt keine genauen Untersuchungen über die Zahl der Konvertiten in Deutschland und die Zahl der potentiellen Gewalttäter unter ihnen. Was Frankreich betrifft, so wissen wir, dass bis zu 25 Prozent der von Al-Kaida in Frankreich Kontaktierten Konvertiten sind, die eine radikale Islam-Interpretation gewählt haben. Diese Leute haben sich von Demagogen in eine bestimmte Richtung ziehen lassen und sind eine Gefahr für sich und vor allem für ihre Umwelt."

Quelle: Pressemitteilung ZDF

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