Frankreich: Reporter ohne Grenzen verurteilt Anschlag auf Satire-Magazin
Archivmeldung vom 02.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Bestürzung hat Reporter ohne Grenzen (ROG) die Nachricht von dem Brandanschlag auf das französische Satire-Magazin "Charlie Hebdo" aufgenommen. Unbekannte warfen in der Nacht vom 1. auf den 2. November gegen ein Uhr einen Molotow-Cocktail in die Pariser Redaktionsräume der Wochenzeitschrift. Wenige Stunden später wurde ein Sonderheft des Magazins mit einer Mohammed-Karikatur auf der Titelseite ausgeliefert.
"Es ist extrem besorgniserregend, dass in Frankreich Personen bereit sind, mit einer solchen Gewalt gegen eine Zeitschrift vorzugehen, die von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht hat", äußerte sich ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard zu dem Angriff. "Diese Gewalttaten zielen darauf ab, Journalisten einzuschüchtern und sie zu Selbstzensur zu bewegen", so Julliard weiter.
Der Brandsatz wurde durch ein Fenster in die Redaktionsräume der satirischen Zeitschrift im 20. Arrondissement der französischen Hauptstadt geschleudert. Die Hitze und das Löschwasser schädigten die Computer-Anlage des Magazins, verletzt wurde niemand. Zudem wurde die Website von "Charlie Hebdo" gehackt und auf die Eingangsseite ein Foto von Mekka übertitelt mit dem Satz "Es gibt keinen anderen Gott als Allah" gestellt.
Die Redaktion des Magazins stellt das Attentat mit dessen heutiger Sonderausgabe anlässlich des Wahlsiegs der islamistischen Partei "Al-Nahda" in Tunesien in Verbindung: Das Medium hatte sich auf der Titelseite in "Scharia Hebdo" ("Charia Hebdo") umbenannt. Auf dem Cover ist außerdem eine Darstellung des Propheten Mohammed zu sehen, daneben steht in einer Sprechblase "100 Peitschenhiebe, wenn Sie sich nicht totgelacht haben".
Nach Angaben des unter dem Künstlernamen "Charb" bekannten Chefredakteurs des Wochenblattes sind die Büroräume und das Computer-System derzeit unbenutzbar. ROG sowie andere Organisationen und Medien haben "Charlie Hebdo" angeboten, die Redaktion vorübergehend in ihren Büroräumen zu beherbergen.
Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V. (ots)