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China soll Deutschland auf geheimen Listen als Staatsfeind führen

Archivmeldung vom 17.06.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
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Bild: Tony Hegewald / pixelio.de

Die Volksrepublik China soll Deutschland auf geheimen Listen als Staatsfeind führen. Das berichtet die Whistleblowerin Sayragul Sauytbay in einem exklusiven Interview mit dem stern. Sauytbay wurde in China in eines der geheimen Umerziehungslager verschleppt und gezwungen, dort als Lehrerin zu unterrichten.

Sie berichtet von geheimen Dokumenten, in denen Chinas Haltung gegenüber seinem westlichen Wirtschaftspartner sehr explizit thematisiert wird. So soll sich die Bundesrepublik auf einer Liste mit den gefährlichsten Feinden Chinas unter den ersten fünf befunden haben. "Es hieß, dass Deutschland versuche, die Entwicklung Chinas zu sabotieren und Lügen über die Kommunistische Partei zu verbreiten. Dass es China spalten wolle. Im Unterricht mussten wir den Gefangenen beibringen, dass die Demokratien im Westen gescheitert seien und zerfallen. Es ging darum, den Gefangenen im Lager klar zu machen: China ist die einzige Macht. Ihr müsst Euch unterwerfen!", sagt die 43-Jährige.

Sauytbay verbrachte knapp fünf Monate in einem der Lager und ist die erste Überlebende, die als Zwangsrekrutierte und Kronzeugin die geheimen Strukturen und Pläne der Lager beschreiben kann. Ihre Schilderungen von den Zuständen sind so einzigartig wie ungeheuerlich. Folter und medizinische Experimente seien laut Sauytbay an der Tagesordnung. Auch sie selbst habe man aufgrund eines "Regelverstoßes" aufs brutalste bestraft. "Ich wurde in den 'schwarzen Raum' gebracht. Er war knapp 20 Quadratmeter groß und in der Mitte stand ein großer Tisch mit vielen Folterinstrumenten: Metallstangen, Elektroschocker, ein Stuhl mit Nägeln. Hätte man mir vorher davon erzählt, ich hätte es nicht geglaubt. Sie schnallten mich auf einen elektrischen Stuhl und quälten mich, bis ich bewusstlos wurde."

Zudem reflektiert Sauytbay die Rolle von internationalen Konzernen in der Region Xinjiang und spricht dabei auch explizit über die Verantwortung des VW-Konzerns. Befragt nach ihren Empfindungen anlässlich der Äußerungen von Konzernchef Herbert Diess, der im vergangenen Jahr sagte, nichts über die Zustände in den Umerziehungslagern zu wissen, bat sie den Auto-Chef um ein persönliches Treffen. "Ich würde Herrn Diess gern einladen und ihn fragen, ob es ihn als Deutschen nicht berührt, was in meiner Heimat mit den Menschen passiert. Gerade vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges."

Sauytbay, die mittlerweile mit ihrer Familie in Schweden lebt, erhalte nach wie vor regelmäßig Drohungen übers Telefon. Die Nummern der Anrufer stammten immer aus China. Sauytbays Schilderungen decken sich mit den Erfahrungsberichten von Überlebenden und den Recherchen vieler Hilfsorganisationen, die seit Jahren Informationen über die Lager sammeln.

Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)


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