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Ehemaliger Nato-General Kujat kritisiert türkischen Militäreinsatz

Archivmeldung vom 17.12.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Techniker überprüfen eine Ch-25 an einer Su-24 im Syrischen Bürgerkrieg im Oktober 2015
Techniker überprüfen eine Ch-25 an einer Su-24 im Syrischen Bürgerkrieg im Oktober 2015

Foto: Mil.ru
Lizenz: CC BY 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der ehemalige Nato-General und Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat hat die Türkei wegen des Abschusses eines russischen Kampfflugzeugs heftig kritisiert. Dem Politikmagazin "Panorama" vom NDR im Ersten erklärte Kujat, der Abschuss sei unverhältnismäßig und vermeidbar gewesen. Weiter warnte Kujat davor, dass das türkische Vorgehen auch das Risiko für dort stationierte Soldaten der deutschen Luftwaffe erhöht habe.

Das russische Kampfflugzeug war am 24. November im syrisch-türkischen Grenzgebiet von türkischen Abfangjägern abgeschossen worden. Die beiden russischen Piloten konnten sich zunächst mit dem Fallschirm retten, einer von ihnen wurde unmittelbar danach offenbar von turkmenischen Rebellen erschossen.

Zu dem Vorfall erklärte Kujat im Interview mit dem Politikmagazin "Panorama" vom NDR: "Nach dem, was wir jetzt wissen, sind die russischen Flugzeuge nicht in den türkischen Luftraum eingedrungen, sondern haben einen kleinen Zipfel türkischen Luftraums überflogen. Das heißt, wenn man normale Verfahren angewendet hätte, wäre es nicht zu diesem Zwischenfall gekommen. Ich denke, es war unverhältnismäßig und vermeidbar."

Die türkische Regierung beharrt darauf, dass sich das russische Flugzeug 17 Sekunden in türkischem Luftraum aufgehalten und auch Warnungen per Funk ignoriert habe. Von russischer Seite heißt es, die eigenen Piloten hätten keine Funksprüche gehört und auch das türkische Territorium nicht überflogen. Harald Kujat bemängelt den Abschuss auch deshalb, weil international übliche Regeln dabei offenbar nicht beachtet worden seien. Demnach müsse ein Flugzeug zunächst gewarnt und in letzter Konsequenz zur Landung gezwungen werden, wenn es einen fremden Luftraum verletzt, so Kujat. "Der Abschuss eines Flugzeugs erfolgt nur dann, wenn dies erstens unumgänglich ist und wenn es sich um das Eindringen in den Luftraum mit der erkennbaren Absicht eines Angriffs handelt." Dies sei aber nicht der Fall gewesen.

Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, erklärte in "Panorama", die Türkei habe ihre strengen Regeln für Luftraumverletzungen immer deutlich gemacht. "Wer das türkische Territorium, die Lufthoheit verletzt, wird abgeschossen. Das wurde allen Parteien, die dort sind, auch den Russen, klar gemacht, aber immer wieder hat die russische Luftwaffe türkisches Hoheitsgebiet verletzt."

Kujat befürchtet, dass der Abschuss des russischen Flugzeugs zu neuen Spannungen in der Krisenregion führt. Davon könnten auch Flugzeuge anderer Nato-Staaten und damit auch der Bundeswehr betroffen sein. Russland habe auf den Zwischenfall durch eine weitere Aufrüstung in der Region reagiert. So habe die russische Armee mittlerweile auch moderne Boden-Luft-Raketen und Jagdflugzeuge vor Ort im Einsatz. "Das heißt, das Risiko für alle, die in diesem Luftraum fliegen, wird dadurch erheblich vergrößert, auch für die deutschen Tornadopiloten, wenn sie denn mit ihren Aufklärungsflügen beginnen", so Kujat.

Quelle: NDR / Das Erste (ots)

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