Joschka Fischer sieht USA im Niedergang

Foto: Steifer
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.
Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) sieht die USA durch das Agieren von US-Präsident Donald Trump gefährdet. "Die USA sind in der glücklichen Situation, von den beiden größten Ozeanen der Erde beschützt zu sein, sie sind mit nahezu allen bedeutenden Rohstoffen gesegnet", sagte Fischer der Wochenzeitung die "Zeit".
"Diese Macht kann sich nur selbst besiegen. Ich fürchte, wir waren am
28. Februar Zeugen des Beginns dieses Niedergangs", fügte er mit Bezug
auf das Zusammentreffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten
im Weißen Haus am vergangenen Freitag hinzu. "Nun ist eingetreten, was
ich lange befürchtet hatte: Der Westen ist beendet, und zwar von innen
heraus, nicht durch eine auswärtige Macht. Das ist ein unfassbarer
Vorgang", verdeutlicht der frühere Grünen-Politiker weiter. Artikel 5
des Nato-Vertrags sei "durch die Vorgänge im Oval Office erheblich
angeschlagen", so Fischer.
Der frühere Außenminister fordert
deshalb schnelle Verhandlungen über eine Ausweitung des französischen
und britischen Atomschirms auf ganz Europa: "Die beiden Nuklearmächte
Frankreich und Großbritannien sollten sich möglichst schnell in
Verhandlungen mit der EU darüber begeben. Nicht als Alternative zur
amerikanischen Sicherheitsgarantie, sondern als Option Nummer zwei. Der
einfachste Weg wäre, wenn die nationalen Sicherheitsschirme in
Frankreich und Großbritannien ausgedehnt würden. Man müsste sich über
die Finanzierung einigen. Über die Verfahren. Ich halte das für
unverzichtbar", so Fischer. "Dass ich mal öffentlich für diese Dinge
eintrete, hätte ich in meinen schlimmsten Albträumen nicht gedacht. Aber
das ist die Realität."
Quelle: dts Nachrichtenagentur