Ukrainischer Botschafter: Weiß nichts von Schröder-Trip nach Moskau
Archivmeldung vom 11.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnyk, hat nach eigenen Angaben keine Kenntnisse von einem angeblichen Vermittlungsversuch des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) in Moskau. "Zwischen der Botschaft und Herrn Schröder gab es diesbezüglich keine Gespräche und keine Information", sagte er dem "Spiegel" dazu.
"Und
auch kein Mandat unsererseits. Der Botschaft war nicht bekannt, dass
Herr Schröder eine Reise nach Moskau plante", sagte Melnyk dem
"Spiegel". Der Diplomat sagte weiter, er habe selbst erst am Donnerstag
über die Medien und den Bericht von "Politico" von der Reise des
Altkanzlers nach Russland erfahren. "Ich habe das mit Verwunderung
aufgenommen, das ist spannend", sagte Melnyk.
Er selbst hatte
vor rund einer Woche die Idee eines Vermittlungsversuchs Schröders
gegenüber der "Bild" ins Spiel gebracht. "Das war eine spontane,
kreative Idee in einer laufenden Diskussion", sagte der Botschafter dazu
dem "Spiegel". Ob der frühere Kanzler von anderen Stellen in der
Ukraine mit der Reise nach Moskau beauftragt worden sein könnte, wie es
der Bericht des Nachrichtenportals "Politico" nahelegt, konnte Melnyk
nicht sagen. Er habe diesbezüglich keine Informationen aus Kiew.
Der
Unions-Obmann im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, Roderich
Kiesewetter (CDU), zeigte sich kritisch zu einem Bericht über ein
angebliches Treffen von Schröder mit Putin in Moskau. Grundsätzlich
gelte gerade in Bezug auf Russland "äußerste Vorsicht bei Nachrichten,
Meldungen und den damit bezweckten Narrativen", sagte Kiesewetter dem
"Handelsblatt" (Freitagausgabe). "Wir erleben gerade auch einen
Informationskrieg Putins, das muss im Auge behalten werden." Gleichwohl
seien eigentlich alle Bestrebungen und Versuche richtig, "Putin von
seinem Irrweg abzubringen".
In Bezug auf das Engagement von
Altkanzler Schröder bezweifle er aber, ob dies der Gesamtsituation
dienlich sei, so Kiesewetter. "Putin hat Völkerrecht gebrochen, er
bombardiert bewusst die Zivilbevölkerung der Ukraine und Herr Schröder
steht weiterhin in russischen Diensten." Der Altkanzler sei Lobbyist
Russlands und habe mit zu der "problematischen Abhängigkeit im
Energiesektor und zum jahrelang fragwürdigen Russlandbild beigetragen",
kritisierte Kiesewetter. "Insofern sehe ich ihn nicht als glaubwürdigen
Vermittlungspartner", sagte der CDU-Politiker.
Quelle: dts Nachrichtenagentur