Keine tibetischen Flüchtlinge mehr - Häftlinge verhungern und verdursten
Archivmeldung vom 03.05.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie der Direktor des Tibetischen Flüchtlingszentrums in Dharamsala am 29. April 2008:mitteilte, befinden sich nur noch 17 Neuankömmlinge in dem Zentrum, die meisten davon sind alt und gebrechlich.
Seit dem 10. März kamen keine neuen Flüchtlinge mehr aus Tibet, und zwar aus folgenden Gründen:
1) Die chinesische Regierung hat entlang der Grenze von Nepal zu Tibet eine große Zahl von Soldaten stationiert und sogar nach Nepal entsandt, um die Grenzübergänge unpassierbar zu machen und die Grenze auf etwaige Flüchtlinge genau zu überwachen.
2) In Tibet selbst darf sich kein Tibeter von einem Ort zum anderen bewegen.
3) Die chinesischen Behörden nehmen häufig Kontrollen in den tibetischen Häusern und Wohnungen vor, um zu überprüfen, ob noch alle Mitglieder eines Haushaltes anwesend sind.
Die Situation in Tibet ist äußerst kritisch, den spärlichen
Informationen zufolge, die uns zugehen, hat die chinesische Regierung
die Klöster von der Nahrungs- und Wasserversorgung abgeschnitten und
alle Klöster mit bewaffneten Sicherheitskräften und Panzern umstellt.
Außerdem werden die Mönche von der chinesischen Polizei brutal
gefoltert.
Jene Tibeter, die festgenommen wurden, weil sie friedlich gegen die chinesische Herrschaft demonstriert hatten, wurden weit weg in Richtung der chinesischen Grenze verschleppt und in einer ehemaligen Ziegelgrube zusammengepfercht, wo der Platz so beengt ist, daß sie nicht einmal sitzen können. Anfänglich erhielten sie versalzene Reissuppe, woraufhin sie sehr durstig wurden. Danach bekamen sie gar nichts mehr zu essen und zu trinken, und die Aufseher erklärten den tibetischen Gefangenen, sie sollten doch sterben, wenn sie es wollten. Viele gehen zugrunde ohne Wasser und Nahrung, und manche trinken aus Durst ihren eigenen Urin.
Eine andere Gruppe von Gefangenen ist in einer entlegenen Wüstengegend inhaftiert. "Dies ist eine sehr tragische Zeit für unser Tibet. Möge Gott ihnen beistehen", sagte Dorje, der Leiter des Flüchtlingszentrums.
Die tibetische Zentralverwaltung (CTA) hat eine Liste der Gesamtzahl
der Todesfälle, der verletzten und verhafteten Tibeter als Folge der
friedlichen Proteste in den drei traditionellen Provinzen Tibets, also
im gesamten Tibet, vom 10. März bis 25. April erstellt,
Die Zahlen basieren auf Informationen und Berichten von sechs
verschiedenen Quellen, nämlich Chinadigitaltimes.net, TCHRD, Staatliche
Medien, Lhasa Radio, RFA/Anrufer aus Tibet und CTA . Die von diesen
Quellen genannten Tatsachen und Zahlen wurden eingehend geprüft und
miteinander abgeglichen. Daraufhin können wir bestätigen, daß die Zahl
der Toten bei 203, die der Verletzten bei über 1000, und die Zahl der
Inhaftierten bei mindestens 5.715 liegt.
Der Kashag (die Tibetische Regierung-im-Exil) missbilligt zutiefst die
Willkür der Urteile, die gegen die 30 Tibeter ergangen sind, die in die
jüngsten Protestaktionen in Tibet involviert waren. Die gegen sie
verhängten Strafen reichen von drei Jahren Gefängnis bis zu
lebenslänglicher Haft, nur dafür, dass sie ihr Recht auf freie
Meinungsäußerung in Anspruch genommen haben.
Diese Prozesse waren nicht fair und transparent und entsprachen nach dem Rechtsstaatsprinzip keinem ordentlichen Gerichtsverfahren. Den Angeklagten war jeder rechtliche Beistand durch einen unabhängigen Anwalt verwehrt.
"Wir befürchten, dass noch viele solcher Prozesse folgen werden, um all
die Tibeter hinter Gitter zu bringen, die sich jetzt in Haft befinden.
Alle diese zukünftigen Prozesse sollten öffentlich und transparent
sein. Diejenigen, deren Verfahren bereits eröffnet ist, brauchen
unabhängige Anwälte, die sie unparteiisch verteidigen können.
Wir ersuchen die chinesische Regierung sehr dringend, nicht mehr länger den Anschein zu erwecken, dass es sich hier um faire Prozesse handele, und alle Tibeter, die sich gegenwärtig in Haft befinden, freizulassen."
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)