Ukraine-Botschafter rügt Umgang mit Selenskyj-Rede im Bundestag
Archivmeldung vom 17.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat den Umgang der Bundesregierung mit der Bundestagsrede des ukrainischen Präsidenten Selenskyj kritisiert. "Sie wird natürlich nachwirken hier in der Bundesrepublik, aber man braucht auch starke Taten und darauf warten wir", sagte er der RTL/ntv-Redaktion.
Melnyk
zeigte sich enttäuscht, dass das Parlament nach der Ansprache direkt zu
anderen Themen übergegangen war. Man habe seit zwei Tagen versucht,
darauf hinzuwirken, dass die Tagesordnung geändert wird und es eine
Debatte sowie womöglich auch eine Regierungserklärung gibt, um die Pläne
der Bundesregierung zu erklären. "Die Ukrainer wollen wissen, was
kommt, wie geholfen werden kann", so der Diplomat. Als Gegenbeispiel
nannte er die Ankündigung der US-Regierung nach der Rede Selenskyjs am
Mittwoch vor dem US-Senat, zügig weitere Waffen zu liefern.
"Solche
Signale braucht man auch aus Berlin." Er sei aber optimistisch, dass
Selenskyjs Botschaft bei Bundeskanzler Scholz angekommen sei. "Wir
hoffen, dass das, was jetzt kommt, mutige Entscheidungen sein werden, um
die Ukraine so zu unterstützen, wie es sich gehört." Die Bundestagsrede
nannte der Botschafter einen "historischen Moment".
Er hob
hervor, dass es darin zwar Kritik an Deutschland gegeben, vor allem aber
der Aufruf im Vordergrund gestanden habe, bei der Beendigung des
Krieges zu helfen. "Es geht nicht nur um Waffenlieferungen, obwohl das
natürlich das Gebot der Stunde ist", so Melnyk. Selenskyj habe zudem um
eine EU-Beitrittsperspektive der Ukraine geworben. "Das würde ja auch
die Ampel-Regierung keinen Cent kosten, sondern würde ein enormes Signal
senden", so der Botschafter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur