Fraglos ein Erfolg Gaza-Abzug dennoch nur ein Schachzug
Archivmeldung vom 24.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWeitaus besser und vor allem weitaus schneller als erwartet hat der Abzug Israels aus dem besetzten Gazastreifen geklappt. Nachdem auch die Räumung von vier Siedlungen im Westjordanland ohne den befürchteten Gewaltausbruch vollzogen wurde, darf sich Israels Regierungschef Ariel Scharon einen großen Erfolg zumessen lassen.
Idealistisch gedacht könnte darin eine große Chance liegen, diesen
Weg weiter zu beschreiten und dem Frieden im Nahen Osten damit näher
zu kommen. Idealismus jedoch ist nicht die Triebfeder Scharonschen
Handelns. Die Abkehr des großen Siedlungsförderers vom unbedingten
Festhalten am Gazastreifen gründet vor allem im Pragmatischen und im
Finanziellen. Das schmälert nicht sein Verdienst, den relativ einsam
gefassten Plan auch gegen massiven Widerstand und wilde Drohungen
durchgesetzt zu haben. Doch die Ankündigung des weiteren Ausbaus der
jetzt schon mehr als hundert Siedlungen im weitaus größeren
Westjordanland hat bereits deutlich gemacht, dass Scharon nicht die
Siedlungspolitik auf besetztem Gebiet als solche als falsch erkannt
hat.
Die Auswirkungen der dennoch fraglos großen Vorleistung Scharons auf
das israelisch-palästinensische Verhältnis muss sich in den nächsten
Monaten zeigen. Dabei steht besonders Palästinenserpräsident Mahmud
Abbas unter dem Druck, die Extremisten soweit unter Kontrolle zu
bringen und zu halten, dass sie Israel nicht erneut zu
Gewaltreaktionen provozieren können.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost