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Zahl der Gewaltdelikte gegen Flüchtlinge mehr als verdoppelt

Archivmeldung vom 21.10.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.10.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Martin Schemm / pixelio.de
Bild: Martin Schemm / pixelio.de

Die Zahl der Gewaltdelikte gegen Flüchtlinge hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres waren es 461 Taten, bei denen das BKA einen rechten Hintergrund annimmt.

Das berichtet die Recherchegruppe von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR unter Berufung auf eine vertrauliche Lagebewertung, die wenige Tage vor dem Anschlag auf die inzwischen gewählte Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker entstand.

Das BKA hat auch den Hintergrund der bisher ermittelten Tatverdächtigen beleuchtet: 228 sind namentlich bekannt, 14 von ihnen begingen gleich zwei oder drei solche Straftaten. 167 stammen aus der Nachbarschaft. Weitere 38 lebten 20 Kilometer vom Tatort entfernt. Die Täter seien zumeist zwischen 20 und 25 Jahren alt und stünden nur selten unter Alkoholeinfluss. 42 Prozent von ihnen handelten alleine, in 49 Prozent der Fälle sei es eine Gruppe von zwei bis fünf Tätern gewesen. Mehr als die Hälfte von ihnen gilt als "polizeilich bekannt", ein Drittel der Tatverdächtigen fiel bereits dem Staatsschutz auf - etwa wegen Volksverhetzung. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz hat das BKA feststellen können, dass sich 34 Prozent der Tatverdächtigen einer rechtsextremistischen Szene zuordnen lassen. Darunter zählen die Behörden rechte Subkulturen, Autonome Nationalisten und freie Kameradschaften. Bei 18 Prozent der Tatverdächtigen gibt es Erkenntnisse über einen Bezug zu einer rechtsextremistischen Organisation, zum Beispiel durch eine Mitgliedschaft oder gar als Funktionär. Hinweise, dass rechtsradikale Parteien die Straftaten anordnen oder lenken, ließen sich bisher nicht belegen. Die Mehrzahl der Angriffe richtet sich vor allem gegen bereits bewohnte oder im Bau befindliche Sammelunterkünfte. Neben Brandstiftung griffen die Täter zu Waffen wie Zwillen mit Stahlkugeln und Holzknüppeln sowie Buttersäure.

Die meisten Angriffe hat das BKA im August 2015 verzeichnet. Nordrhein-Westfalen führt mit 121 Delikten die Statisti! k an, Sa chsen folgt mit 57 Straftaten. Mit Sorge vermerkt das BKA, dass es angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen noch sehr viel mehr solche Einrichtungen und damit "Tatgelegenheiten" geben werde. Das Bundeskriminalamt warnt angesichts der Flüchtlingsdebatte vor weiteren schweren Gewalttaten. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR befürchtet die Behörde, dass auch Betreiber von Unterkünften und Politiker ins "Zielspektrum entsprechend fremdenfeindlich motivierter Täterkreise" geraten könnten. Es sei davon auszugehen, dass die rechte Szene ihre "Agitation" gegen die Asylpolitik weiter verschärfe, schreibt das BKA. Das ansonsten "sehr heterogene rechtsextremistische Spektrum" finde hier einen "ideologischen Konsens". Das BKA befürchtet auch neue Formen, etwa die Blockade von Bahnstrecken und Autobahnen, um die Ankunft weiterer Flüchtlinge zu verhindern. Auch Personen, die vom Äußeren her für Asylbewerber gehalten würden, könnten verstärkt Opfer werden. Inzwischen steigen laut der BKA-Analyse die Angriffe auf Asylunterkünfte weiter stark an.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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