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Bericht: Polizei-App späht Touristen in China aus

Archivmeldung vom 02.07.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.07.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Smartphone
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Foto: Kārlis Dambrāns - FlickreviewR
Lizenz: CC BY 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die chinesische Regierung forscht laut eines Zeitungsberichts ausländische Touristen mit einer Überwachungs-App aus, die bei der Einreise auf dem Handy installiert wird. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf eine gemeinsame Auswertung der App namens "Fengcai" ("Sammelnde Honigbienen") zusammen mit dem NDR, dem "Guardian", der "New York Times" sowie dem Magazin "Vice".

Mithilfe von IT-Experten der Ruhr-Universität Bochum sei es demnach zum ersten Mal gelungen, eine chinesische Überwachungssoftware zu entschlüsseln, die auch auf Ausländer abzielt. Die Ergebnisse der Recherche seien durch den Opentech Fund, ein staatlich finanziertes US-Forschungsprogramm, und das Citizen Lab, ein Institut der Universität Toronto, überprüft worden. Demnach greife die App auf etliche Informationen auf dem Smartphone zu, darunter auf Kontakte, Kalender, SMS, Standort oder Anruflisten und übertrage diese an einen Computer der Grenzpolizei. Zudem suche die App auf dem Handy nach Dateien, die aus Sicht der chinesischen Regierung verdächtig sind - dazu gehörten Pamphlete von Islamisten, aber auch harmlose religiöse Inhalte sowie Dateien mit Bezügen zu Taiwan oder Tibet, berichtet die Zeitung weiter.

Betroffen seien Reisende, die im Westen über den Landweg in die chinesischen Provinz Xinjiang einreisen. Eine bemerkenswerte Eigenschaft der App sei eine integrierte Liste von 73.315 Dateien, die sich unter anderem im Internet finden lassen. Die App suche nach diesen Dateien auf den Telefonen der Touristen. Hat ein Reisender eine solche Datei einmal auf dem Smartphone gespeichert, gebe die App einen Warnton ab, um die Grenzpolizisten zu warnen. Die Dateien, die aus Sicht der chinesischen Regierung Alarm auslösen, hätten überwiegend mit islamistischem Terrorismus zu tun, zum Beispiel mit der Terrormiliz "Islamischer Staat", berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Es befänden sich aber etliche Inhalte darunter, die jedenfalls aus europäischer Sicht unverfänglich sind. Zum Beispiel Koransuren, wie sie Muslime auf ihren Telefonen speichern, ferner Texte über Taiwan, Tibet oder den Dalai Lama. Schließlich fänden sich in der Liste auch skurrile Einträge wie etwa ein Song der japanischen Metal-Band "Unholy Grave". Die App werde auf die Handys von Touristen und Geschäftsleuten aufgespielt, die von Kirgisistan kommend in die westliche chinesische Provinz Xinjiang einreisen. Die Bewohner Xinjiangs sind überwiegend muslimisch und werden von der chinesischen Regierung seit Jahren streng überwacht. Es sei bekannt, dass die Bewohner Überwachungsapps auf ihren Telefonen hinnehmen müssen. Neu sei allerdings, dass anscheinend auch sämtliche Ausländer, die über den Landweg einreisen, zum Ziel der Smartphone-Durchsuchung werden, berichtet die Zeitung weiter. Touristen würden am Grenzübergang gebeten, ihr Handy zu entsperren. Die Beamten nähmen die Geräte dann mit in einen separaten Raum, in dem sie die App aufspielten. Die Reisenden würden darüber nicht ausdrücklich aufgeklärt, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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