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Bundeswehrverband: Nach vier Monaten überlassen wir den Kongo wieder den ausplündernden Räuberbanden

Archivmeldung vom 17.05.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Der Vorsitzende der Bundeswehrverbandes, Oberst Bernhard Gertz, hat die Nutzlosigkeit des bevorstehenden Bundeswehr-Einsatzes im Kongo thematisiert.

In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe) nahm er zugleich den ausführenden Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) in Schutz: "Die Entscheidung über diesen Auslandseinsatz haben offensichtlich andere getroffen, vor allem die Bundeskanzlerin und der Bundesaußenminister. Minister Jung bleibt nichts anderes übrig, als wirklich verantwortungsbewusst dafür zu sorgen, dass deutsche Soldaten nicht unzumutbaren Gefährdungen ausgesetzt werden." Das habe er zweifellos getan. "Deswegen habe ich an ihm und seinen Beiträgen zu dieser Debatte keine Kritik anzumelden."

Allerdings müsse man darüber diskutieren, ob der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der EU-Mission nutzlos sei. "Ich halte das Ganze für ein sektorales und temporäres Eingreifen mit begrenztem Aufwand und der Perspektive, dass wir das Land nach durchgeführter Wahl wieder der Räuberbande überlassen, die es bis jetzt schon ausgeplündert hat." Zur akuten Gefährdung der Bundeswehrsoldaten im Raum Kinshasa meinte Gertz mit Vergleich des Bundeswehr-Mandats für Afghanistan: "Wir haben Situationen, wie in Afghanistan, wo unsere Soldaten 24 Stunden rund um die Uhr immer in der Gefahr sind, dass Terroristen sie in die Luft jagen. Das ist zunächst mal im Kongo nicht zu erwarten. Es kann durchaus sein, dass das Ganze glimpflich abläuft. Es kann aber auch sein, dass irgendjemand einen Funken an die Lunte hält und dann das ganze Pulverfass in die Luft fliegt."

Gertz verwies auf den Charakter des Kongo-Mandats als europäischer Mission. "Die Bundesregierung war abhängig von den Vorgaben der EU und von den bis zuletzt offenen Beiträgen, die andere Truppenstellernationen liefern." Die Bundesregierung und auch die militärische Führung hätten "das Notwendige getan, um den Einsatz verantwortungsbewusst so auszuplanen, dass sich die Risiken für deutsche Soldaten in Grenzen halten", betonte der Verbandschef. "Nur gibt es dafür keinen Garantieschein. Wenn wider Erwarten das Ganze nicht friedlich abläuft, sind wir mit vergleichsweise schwachen Kräften vor Ort. Dann kann die Luft auch sehr schnell sehr unangenehm mit Blei gefüllt sein."

Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung

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