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Ökonomen halten Schuldenschnitt für Griechenland für unausweichlich

Archivmeldung vom 16.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Klaus Brüheim  / pixelio.de
Bild: Klaus Brüheim / pixelio.de

Trotz der Dementis der Bundesregierung sehen immer mehr Ökonomen einen Schuldenschnitt für Griechenland kommen. "Ich halte einen weiteren Schuldenschnitt für unabwendbar", sagte Jörg Rocholl, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundesfinanzministeriums, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z./Mittwochsausgabe). In diesem Jahr wird Griechenlands Staatsschuldenquote wegen der schweren Rezession und dem laufenden Defizit auf etwa 175 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen.

Ziel der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalen Währungsfonds (IWF) ist es, die Schuldenquote bis 2022 auf 110 Prozent zu drücken. Viele Ökonomen halten dies für illusorisch. Der neue Schuldenschnitt würde vor allem die öffentlichen Gläubiger und damit die europäischen Steuerzahler treffen, sagte Rocholl, der Präsident der ESMT-Hochschule in Berlin ist, der F.A.Z. "Es handelt sich um einen deutlichen Milliardenbetrag." Dafür müsse Schäuble in der mittelfristigen Finanzplanung Vorsorge treffen.

Beim ersten Schuldenschnitt im März 2012 waren private Gläubiger betroffen gewesen. Sie hatten einen zweistelligen Milliarden-Betrag aufgeben müssen. Inzwischen halten öffentliche Gläubiger fast 230 Milliarden Euro, weit mehr als zwei Drittel der Schulden Griechenlands. Die Euro-Länder haben 161 Milliarden Euro, die EZB 45 Milliarden Euro und der IWF 22 Milliarden Euro Forderungen, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) in einer aktuellen Studie darstellt.

Auch das Weltwirtschaftsinstitut hält einen Schuldenschnitt für unausweichlich. "Griechenlands Verschuldung hat ein Niveau erreicht, das eine Sanierung der Staatsfinanzen ohne Hilfe von außen unmöglich macht, das ist nicht zu schaffen", sagte der IfW-Ökonom Henning Klodt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Der Freiburger Finanzwissenschaftler und "Wirtschaftsweise" Lars Feld warnte hingegen vor einer Diskussion über einen Schuldenschnitt. "Ich halte vorerst nichts von einem Schuldenschnitt. Sobald man ihn ernsthaft diskutiert, hören die Griechen auf zu reformieren und zu konsolidieren." Der griechische Konsolidierungsprozess gehe derzeit in eine entscheidende Phase, weil die Verkleinerung des aufgeblähten öffentlichen Dienstes anstehe.

Der Wirtschaftsprofessor Joachim Starbatty, der die eurokritische Partei Alternative für Deutschland unterstützt, bekräftigte gegenüber der F.A.Z. seine Ansicht, dass ein Euro-Austritt Griechenlands besser sei: "Die bisherigen finanziellen Leistungen an Griechenland haben dem Land nicht genutzt, sondern geschadet, da lediglich private durch souveräne Gläubiger ersetzt worden sind. So wurde das Land noch tiefer in die Schuldenfalle gestoßen", kritisierte Starbatty. "Innerhalb der Eurozone wird es für Griechenland nahezu periodisch Schuldenschnitte geben müssen", meinte Starbatty.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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