Malaria tötet 800.000 Kinder jährlich
Archivmeldung vom 17.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTrotz Fortschritten beim Kampf gegen Malaria sterben weltweit immer noch jedes Jahr eine Million Menschen an der Tropenkrankheit. 80 Prozent der Malariatoten sind Kinder unter fünf Jahren in Afrika südlich der Sahara. Dies zeigt der neue UNICEF-Bericht „Malaria und Kinder“, der heute in Seattle (USA) veröffentlicht wird.
Zwar hat sich in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara die Versorgung der Bevölkerung mit Moskitonetzen verbessert. Aber vor allem in armen ländlichen Gebieten schlafen die meisten Kinder noch immer ohne Schutz vor Moskitos, die den Malariaerreger übertragen. Wenn die Netze flächendeckend verwendet würden, könnte die Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren in Afrika südlich der Sahara um 18 Prozent gesenkt werden.
Auch die medizinische Versorgung ist weiterhin unzureichend. Nur jedes dritte an Malaria erkrankte Kind erhält Medikamente. Oft wird auch noch der veraltete Wirkstoff Chloroquin verabreicht, gegen den die Erreger Resistenzen entwickelt haben. Neue lebensrettende Kombinationspräparate auf der Basis des Wirkstoffs Artemisinin sind aber immer noch bis zu zehnmal teurer als Chloroquin. Der UNICEF-Bericht hält als ersten Erfolg fest, dass inzwischen fast alle afrikanischen Länder ihre Gesundheitspolitik geändert haben und den Einsatz moderner Medikamente unterstützen. In Äthiopien, Burundi und Sudan hat UNICEF eine maßgebliche Rolle bei der Versorgung mit Malariamedikamenten.
„Malaria tötet jedes Jahr 800.000 Mädchen und Jungen, bevor sie fünf Jahre alt werden“, sagte UNICEF-Direktorin Ann Veneman. „Malaria unter Kontrolle zu bringen, ist entscheidend - für die Kinder ebenso wie für die wirtschaftliche Entwicklung in den am stärksten betroffenen Ländern. Malaria trifft vor allem die ärmsten Familien und trägt zu ihrer weiteren Verarmung bei.“
Mit Insektenschutzmitteln imprägnierte Moskitonetze sind der beste Schutz vor Malaria. Der UNICEF-Bericht dokumentiert einen deutlichen Anstieg der Herstellung und Verteilung von imprägnierten Moskitonetzen im Zeitraum von 2004 bis 2006. Die jährlichen Produktionsraten sind von 30 auf 63 Millionen Netze gestiegen. UNICEF ist weltweit der größte Beschaffer und Lieferant und stellte allein im Jahr 2006 fast 25 Millionen Netze zur Verfügung. Über 90 Prozent davon werden kostenlos an schwangere Frauen und Kinder unter fünf Jahren verteilt, die übrigen werden gegen eine geringe Kostenbeteiligung abgegeben. Gleichzeitig gelingt es vielerorts besser, Malariaprävention in die Geburtshilfe oder bei Impfkampagnen einzubinden.
Fortschritte mit großen Lücken
In 16 von 20 Ländern des südlichen Afrikas, für die genaue Daten vorliegen, hat sich die Versorgung mit Moskitonetzen seit 2000 mindestens verdreifacht. Im westafrikanischen Gambia ist inzwischen immerhin rund die Hälfte aller Kinder mit den lebensrettenden Netzen versorgt; in Sao Tomé und Principe, Guinea Bissau und in Togo sind es rund 40 Prozent. Die Versorgung ist allerdings regional sehr unterschiedlich und im Schnitt immer noch viel zu niedrig. In vielen Malariagebieten schlafen weniger als zehn Prozent der Kinder unter Moskitonetzen. Vor allem in ländlichen Gebieten, wo die Gefahr einer Malaria-Infektion besonders hoch ist, ist der Grad der Versorgung gering. Nach Untersuchungen in 30 afrikanischen Ländern steht Kindern unter fünf Jahren in der Stadt 2,5-mal häufiger ein Moskitonetz zur Verfügung als ihren Altersgenossen auf dem Land.
Die „Roll Back Malaria“ Partnerschaft, der UNICEF gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, der Weltbank und weiteren Partnern angehört, hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 80 Prozent aller Kinder in den betroffenen Ländern mit den schützenden Netzen zu versorgen. Für den Kampf gegen Malaria werden weltweit jährlich schätzungsweise 3,2 Millionen US-Dollar gebraucht.
Malaria - Eine Krankheit der Armen
Der Malaria-Erreger wird von der Anopheles-Mücke übertragen, die vor allem nachts zusticht. Die Krankheit trifft vor allem die Armen: Kinder und schwangere Frauen, die in beengten und unhygienischen Verhältnissen und in der Nähe stehender Gewässer leben. In vielen Teilen Afrikas erkranken bereits viele Säuglinge und Kleinkinder lebensgefährlich an Malaria. Malaria ist heilbar, wenn die Erkrankung frühzeitig festgestellt und medizinisch behandelt wird. Ohne sofortige und wirksame Behandlung kann ein Kind jedoch innerhalb von 24 Stunden sterben. Erst im Laufe ihres Lebens erwerben Kinder langsam etwas Immunität gegen Malaria. Haben sie die ersten fünf Lebensjahre überstanden, sterben sie nicht mehr an dieser Krankheit - es sei denn, ihr Immunsystem wird zusätzlich geschwächt, zum Beispiel durch eine HIV-Infektion.
Typische Malaria-Symptome sind Kopfschmerzen, Erschöpfung und Muskelschmerzen. Wiederkehrende heftige Fieberanfälle können zum Koma und schließlich zum Tod führen. Trotz Fortschritten in der Malariaforschung gibt es bis heute keinen wirksamen Impfstoff. Wichtigste Maßnahme zur Prävention sind deshalb die mit Insektenschutzmitteln präparierten Moskitonetze, die zum einen die Moskitostiche verhindern und zudem die Moskitos abtöten.
Quelle: Pressemitteilung UNICEF