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Ratingagentur S&P erwartet bei Umschuldung Griechenlands einen Schnitt um 50 bis 70 Prozent

Archivmeldung vom 14.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Die Ratingagentur Standard & Poor`s rechnet im Fall einer Umschuldung Griechenlands mit einem Schnitt der Verbindlichkeiten "um 50 bis 70 Prozent des aktuellen Werts". Das sagte Moritz Kraemer, der Leiter des S&P-Teams für die Bewertung europäischer Staaten, der "Zeit".

Zwar sei es denkbar, dass Europa im Ernstfall zunächst nur eine Streckung von Laufzeiten oder eine Reduzierung von Zinszahlungen erwäge. "Wir aber halten es für wenig sinnvoll - und daher auch für wenig wahrscheinlich -, die enormen Folgen eines solchen Schrittes für den Marktzugang und die Finanzierungskosten eines Landes in Kauf zu nehmen, wenn man die Schuldenlast zugleich nur von aktuell 160 Prozent auf 130 Prozent senkt. Dieser Schritt lohnt sich nur, wenn man die Schulden tatsächlich nachhaltig reduziert", sagte Kraemer. Die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland umschulden muss, bezifferte er auf "fast ein Drittel". Einer Rückkehr an den Markt sei Athen in den vergangenen 12 Monaten "nicht wesentlich näher gekommen", es sei "sehr optimistisch zu glauben, das sich bis Mitte 2013 alles beruhigt hat und die Märkte den Krisenländern wieder Geld geben, ohne mit der Wimper zu zucken".

Optimistischer als Griechenland beurteilte Kraemer gegenüber der "Zeit" Irland, den zweiten Staat, der auf Hilfen der Eurozone zurückgegriffen hatte. Standard & Poor`s halte "dort die Talsohle, den Wendepunkt für erreicht. Eine Umschuldung halten wir für außerordentlich unwahrscheinlich", so Kraemer. Auch Portugals Lage sei "längst nicht so dramatisch wie die Griechenlands". Trotz der politisch schwierigen Situation erwarte er keine Probleme bei Portugals Gesprächen über Hilfen aus dem europäischen Rettungsfonds.

Auf die jüngsten Forderungen des IWF, öffentliche Institutionen und private Investoren sollten den Noten von Ratingagenturen künftig weniger Gewicht beimessen, reagierte Kraemer zustimmend. "Wir haben uns nie dafür stark gemacht, dass Ratings für regulatorische Zwecke genutzt werden, und halten es für sinnvoll, we! nn dies geändert wird. Wenn die EZB oder andere staatliche Akteure unsere Ratings als Maßstab für Entscheidungen vorschreiben, geben sie ihnen eine offizielle Bedeutung, um die wir nie gebeten haben. Das ist eine Verantwortung, die uns nicht behagt und die wir nicht tragen wollen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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