Grüne und FDP streiten über Waffenlieferungen an die Ukraine
Archivmeldung vom 21.01.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.01.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićGrüne und FDP sind uneins über mögliche Waffenlieferungen an die Ukraine. Der Grünen-Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky findet es richtig, entsprechende Unterstützung zu diskutieren. "Wir können nicht der neutrale Schlichter sein, wenn ein Staat einseitig einen anderen bedroht", sagte er dem "Spiegel".
Lagodinsky weiter: "Man kann eine militärische Eskalation nur vermeiden, wenn wir glaubhaft machen, dass wir in so einem Fall Konsequenzen ziehen. Das geht auch mit Hilfe zur Selbstverteidigung etwa mit Defensivwaffen." Hannah Neumann, eine seiner Kolleginnen im Europaparlament, möchte im Falle eines russischen Angriffs auf die Ukraine immerhin über die Lieferungen von Schutzausrüstung verhandeln.
Aber sie sagt auch: "Bevor wir über Defensivwaffen diskutieren, müssen wir erst mal wissen, was konkret die Ukraine will." Zuvor hatte der außenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, Jürgen Trittin, Waffenlieferungen an die Ukraine eine klare Absage erteilt. Es gebe keine Unterscheidung zwischen Defensiv- und Offensivwaffen. "Da soll man sich und andere nicht hinters Licht führen", sagte er. Auch die FDP ist uneinig. Während der Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff Waffenlieferungen ablehnt, aber offen für die Lieferung von Schutzausrüstung ist, plädiert der designierte FDP- Generalsekretär Bijan Djir-Sarai dafür, über Waffenlieferungen zu debattieren. "Zu einer realistischen Außenpolitik gehört auch, dass alle Optionen auf den Tisch gehören", sagt er im "Spiegel".
Besonders die Union fordert nun aus der Oppositionsrolle heraus Waffenlieferungen an die Ukraine. Das gefällt dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk: "Wir begrüßen den Sinneswandel der CDU/CSU in dieser für Kiew lebenswichtigen Frage sowie erste Aufrufe zum Tabubruch innerhalb der Ampelkoalition, vor allem in der FDP", sagt Melnyk im "Spiegel". Die Lieferungen von Schutzausrüstung allein wären eine "reine Symbolgeste". Was die Ukraine dringend brauche, seien "robuste Verteidigungswaffen" für eine "effektive Abwehr eines groß angelegten Militärangriffs Russlands sowie als einzig ernstzunehmende Abschreckung für Putin".
Quelle: dts Nachrichtenagentur