Nord Stream 2-Pipeline durch kleine Sprengladung explodiert: Internationale Medienrecherche zeigt nur geringe Zerstörung unter Wasser
Archivmeldung vom 21.06.2023
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.06.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Mary SmithEin internationales Journalistenteam von RTL (Deutschland), TV2 (Dänemark), Ekstra Bladet (Dänemark) und Libération (Frankreich) hat exklusive Filmaufnahmen der zerstörten Nord Stream 2-Pipeline bekommen. Danach lässt sich erkennen, dass die Explosion des Strangs A der Nord Stream 2-Pipeline einen weit geringeren Schaden angerichtet hat, als die etwas später erfolgte Explosion der Nord Stream 1-Pipeline, achtzig Kilometer nördlich. Bislang waren Experten davon ausgegangen, dass erhebliche Mengen an Sprengstoff für die Explosion der Pipelines verantwortlich gewesen sein müssen.
Eine Tauchdrohne des norwegischen Unternehmens Blueye hat die Explosionsstelle vor der Küste Bornholms abgetaucht und die Zerstörung der Nord Stream 2-Pipeline dokumentiert. Demnach ist die Röhre nur an einer Stelle unterbrochen. Der nördliche Teil ragt etwa fünf Meter über dem Meeresboden in die Höhe. Der südliche Teil liegt noch nahezu unverändert auf dem Grund der Ostsee. Daher ist eine Explosion aufgrund von mehreren hundert Kilogramm Sprengstoff so gut wie auszuschließen. "Dafür hätten wir überall kaputten Beton, zerkratztes Metall, Brandspuren und zerborstene Röhren finden müssen, was wir nicht haben", sagt der dänische Geheimdienst-Experte Oliver Alexander, der die Recherche begleitet hat. "Hier sieht es eher nach einer Präzisionssprengung aus."
Sprengstoff-Experten, denen die kooperierenden Journalisten die Filmaufnahmen vorlegten, gehen von einer Hohlladung aus. "Für mich sieht das ganz klar nach einer Hohlladung aus", sagt der dänische Ex-Militär Niels Kamp. "Da haben riesige Kräfte gewirkt, die sehr fokussiert waren. Das war ein kleiner Sprengsatz." Und auch ein französischer ehemaliger Minentaucher, der anonym bleiben will, legt sich fest: "Es wurde sicher keine große Sprengladung verwendet, sondern eher eine kleine von wenigen Kilogramm." Und auch der Franzose ist sich sicher: "Das was ich erkennen kann sieht sehr stark nach einer Hohlladung aus." Ein solcher Sprengsatz kann viel einfacher in circa 80 Metern Tiefe angebracht werden als mehrere Hundert Kilogramm Sprengstoff. Damit wäre auch die Machbarkeit für eine kleinere Kommandoeinheit eher gegeben.
Quelle: RTL News (ots)