Susanne Osthoff im stern: "Ich bin keine arme Irre"
Archivmeldung vom 04.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Archäologin berichtet erstmals in einem ausführlichen Interview über ihre Geiselhaft im Irak und ihren TV-Auftritt im Schleier: "Ich wollte mich eigentlich nur bedanken, und jetzt bin ich der Buhmann."
"Ich glaube, die Deutschen hassen mich", sagte Susanne Osthoff in
einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern. "Keiner steht an
meiner Seite, alle versuchen, mich als arme Irre darzustellen, die
zwischen Bomben und Minen planlos durch den Irak hüpft."
Sie habe während ihrer Geiselhaft im Irak "die Hölle erlebt" und
sei nach ihrer Freilassung schlecht beraten worden, berichtete die
Archäologin stern-Reportern bei dem Gespräch am Neujahrstag in
Bahrein. Kritik übt sie an der deutschen Botschaft in Bagdad: "Die
hätten mich doch auch mal in Schutz nehmen können, sagen, ich sei
erschöpft und krank. Stattdessen erlebe ich jetzt eine Hetzkampagne,
als hätte ich Deutschland etwas angetan."
Dem arabischen Sender al-Jazeera in Katar habe sie als erstes ein
Interview gegeben, weil die Geiselnehmer dies von ihr gefordert
hatten, sagte Osthoff dem stern. "Die wollten, dass ich als Frau, die
so lange in ihrer Gewalt war, öffentlich demonstriere, anständig
behandelt worden zu sein." In Arabien sei das eine Frage der Ehre.
Sie sei überzeugt, dass die Entführer einer Unterorganisation der
al-Qaeda im Irak angehörten. Sie seien auffällig gut organisiert und
über verschiedene Regionen, in denen sie gefangen gehalten wurde,
vernetzt gewesen.
Nach Osthoffs Aussagen im stern hätten ihr die Geiselnehmer
gesagt, dass sie die Archäologin seit Mai 2005 im Visier gehabt
hätten. Auslöser der Entführung sei der Regierungswechsel in
Deutschland gewesen. Ihr Fahrer sei offenbar gefoltert und während
der Aufnahmen für das Bekennervideo "wie ein wimmerndes Bündel neben
sie gelegt" worden.
Den schlechten Eindruck, den sie bei ihrem tiefverschleierten
Interview im "heute-Journal" des ZDF hinterlassen habe, führt Osthoff
im stern-Gespräch auf verschiedene Faktoren zurück. Sie habe noch
unter dem Schlafentzug der Geiselhaft und den Nachwirkungen von
Medikamenten gelitten. Zudem habe sie unter Stress gestanden, der
durch den Termindruck verstärkt wurde und sei dann völlig
unvorbereitet vor laufenden Kameras gelandet. "Dabei wollte ich mich
eigentlich nur bedanken bei Deutschland. Und jetzt bin ich der
Buhmann."
Sie habe nie erklärt, dass sie in den Irak zurück wolle, sagte
Susanne Osthoff. Ihr größter Wunsch sei, ihre Tochter wiederzusehen,
die ihr Heiligabend einen als Fax übermittelten Brief geschrieben
habe. "Ich freue mich so sehr, dass du in Sicherheit bist", heißt es
in dem Brief, den der stern als Faksimile abdruckt: "Mama, eins
wollte ich dir noch sagen: Ich hab dich fest lieb!"
Quelle: Pressemitteilung stern, G+J