Deutscher Botschafter in Rom will mehr Verständnis für Italien
Archivmeldung vom 18.04.2020
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Freigeschaltet durch André OttMit dem Blick auf die aktuellen Spannungen zwischen beiden Ländern hat der deutsche Botschafter in Rom mehr Verständnis für Italien gefordert. "Es ist wichtig, dass wir in Deutschland sehen, welche Anstrengungen unternommen worden sind", sagte Viktor Ebling der "Welt".
Italien habe einen Sparkurs gefahren und "über viele der vergangenen Jahre einen strukturellen Überschuss im Haushalt erarbeitet". Das Land habe "etwa Reformen im Pensionsbereich unternommen und viele Italiener sind der Meinung, dass sie schon eine ganze Menge Opfer gebracht haben, um ihr Land wieder auf Kurs zu bringen".
Diese Opfer seien nicht überall bekannt. Der Sparkurs habe dazu geführt, "dass in vielen Gebieten nicht ausreichend investiert werden konnte". Der Botschter nannte als Beispiele Digitalisierung, Forschung und Bildung. Italien habe deshalb nun Nachholbedarf. Angesichts jüngster antideutscher Äußerungen in Italien sprach Ebling von "Einzelstimmen". An Deutschlands Solidarität und Europafreundlichkeit bestehe kein Zweifel. Die Menschen in Italien fragten sich allerdings, "ob Europa für Italien in einer Lage, die als unsicher angesehen wird, eine Unterstützung sein kann", sagte der Diplomat.
Zugleich glaube er, dass "der Wille der EU in den letzten Tagen sehr deutlich unter Beweis gestellt worden ist". Zuletzt war es zu Spannungen im deutsch-italienischen Verhältnis gekommen. Italien war das zunächst am schwersten von der Coronakrise betroffene Land - und fühlte sich von Deutschland und der EU lange allein gelassen. Für Verstimmung sorgt auch, dass Deutschland zusammen mit anderen EU-Ländern die von Italien geforderten gemeinsamen Anleihen ablehnt, die sogenannten Corona-Bonds. Die EU hatte sich in der vergangenen Woche auf ein Hilfspaket im Volumen von 500 Milliarden Euro geeinigt, von dem ein größerer Teil Italien zugutekommen könnte. Über die Frage der Corona-Bonds wird beim EU-Gipfel in der kommenden Woche nochmals verhandelt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur