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Staatsanwaltschaft Osnabrück erhebt Anklage gegen mutmaßlichen somalischen Piraten

Archivmeldung vom 20.12.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.12.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Thorben Wengert  / pixelio.de
Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat Anklage gegen einen mutmaßlich hochrangigen Piraten aus Somalia erhoben, der an der Entführung des deutschen Tankers "Marida Marguerite" maßgeblich beteiligt gewesen sein soll. Nach Informationen des NDR Politikmagazins "Panorama 3" werden dem Mann Piraterie und schwerer erpresserischer Menschenraub vorgeworfen. Ihm wird außerdem vorgeworfen, gemeinschaftlich mit anderen Piraten Mitglieder der Besatzung schwer misshandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat dies mittlerweile bestätigt.

Der Mann war am 8. Mai 2013 in der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung Gießen festgenommen worden. Er soll unter falschen Personalien nach Deutschland eingereist sein und wurde bei der Einreise von der Bundespolizei kontrolliert. Eine Überprüfung seiner Fingerabdrücke ergab, dass er dringend verdächtigt wird, an Bord des Schiffes gewesen zu sein. Die Staatsanwälte gehen davon aus, dass er einer der Drahtzieher der Entführung gewesen sein könnte. An Bord soll er regelmäßig das Kommando über die übrigen Piraten geführt haben.

Nach "Panorama 3"-Informationen schweigt der Angeklagte zu den Vorwürfen. Er hatte zunächst behauptet, an Bord nur der Frisör gewesen zu sein.

Der Chemikalientanker "Marida Marguerite" war im Mai 2010 von somalischen Piraten entführt worden. Erst nach fast acht Monaten wurde er gegen ein Lösegeld von fünf Millionen Dollar wieder frei gegeben. Es handelt sich um die längste Schiffsentführung der jüngeren deutschen Seefahrtsgeschichte. Die 22-köpfige Crew aus Indien, Bangladesch und der Ukraine war von den Piraten schwer körperlich misshandelt und gedemütigt worden. Mehrfach wurden Scheinhinrichtungen durchgeführt, einigen Besatzungsmitgliedern wurden die Genitalien mit Kabelbindern abgebunden. Die "Marida Marguerite" gehörte der Reederei OMCI aus Haren an der Ems, die sich inzwischen umbenannt hat. Der Sendung "Panorama - die Reporter" war es im August 2013 gelungen, anhand von exklusiv vorliegenden Original-Tonaufzeichnungen der Lösegeldverhandlungen die Entführung erstmals zu rekonstruieren.

Nach der Geiselnahme gingen Ermittler des niedersächsischen Landeskriminalamtes zur Spurensicherung und Zeugenbefragung an Bord. Sie sicherten umfangreiches Beweismaterial. Die Ermittlungen gegen den jetzt angeklagten mutmaßlichen Piraten waren mit hohem Aufwand betrieben worden. So waren in den USA inhaftierte somalische Piraten verhört worden. Außerdem wurden ehemalige Geiseln aus Indien eingeflogen, die den Inhaftierten schwer belasteten.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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