EZB-Direktorin verteidigt umstrittenen Notenbank-Kurs
Archivmeldung vom 15.01.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićTrotz eines Rekordhochs bei der Inflation warnt die Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), Isabel Schnabel, vor Zinserhöhungen. Die EZB gehe davon aus, dass die Inflation in ein bis drei Jahren wieder deutlich sinken werde, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". "Darum dürfen wir die Zinsen nicht zu früh erhöhen", so Schnabel. "Das könnte dazu führen, dass der Aufschwung abgewürgt wird."
Die Preise sind in der Euro-Zone im Dezember um fünf Prozent gestiegen, so rasch wie noch nie seit Einführung der Gemeinschaftswährung. An den derzeit rasant steigenden Preisen könne die EZB nichts ändern, sagte die EZB-Direktorin: "Wenn wir heute Maßnahmen ergreifen, wirken diese erst mit Verzögerung." Besonders Sprit und Gas haben sich zuletzt verteuert.
"Die Geldpolitik kann den Öl- oder Gaspreis nicht senken", sagte Schnabel. In Deutschland kritisieren viele die EZB dafür, dass sie an ihrer Nullzinspolitik festhält. Schnabel sieht hier auch ein Kommunikationsproblem: "Wir bemühen uns, komplexe Zusammenhänge möglichst einfach zu erklären. Manchmal gelingt uns das vielleicht nicht." Daraus könne aber nicht folgen, "dass wir eine aus unserer Sicht falsche Geldpolitik betreiben, nur weil wir Sorge haben, dass unsere Maßnahmen schwierig zu erklären sind", sagte sie. "Das würde großen Schaden anrichten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur