Bundesregierung sieht "Stablecoins" wie Facebooks Libra skeptisch
Archivmeldung vom 12.09.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDie Bundesregierung geht zunehmend auf Distanz zu Facebooks Libra-Projekt und anderen "Stablecoins", also wertstabilen Digitalwährungen. Das zeigt die noch unveröffentlichte Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion, über die das "Handelsblatt" berichtet.
Demnach befürchte die Bundeswegierung, dass die Ausgeber von "Stablecoins" durch eine große Nachfrage nach Staatsanleihen Marktverzerrungen auslösen und sogar die Effektivität der Geldpolitik beschneiden könnten. "Stablecoins" wie Libra sind digitale Münzen mit festem Wechselkurs zu einer anderen Währung. Die Anbieter sichern diese durch eine Deckung mit werthaltigen Anlagen.
So setzt die Libra Association auf einen Korb mit unterschiedlichen Staatsanleihen.
"Generell führt bei einem vollgedeckten Stablecoin eine zunehmende Nachfrage nach diesem `Stablecoin` zu einer zusätzlichen Nachf rage nach den in der Reserve gehaltenen Anlagen", heißt es in der Antwort des Bundesfinanzministeriums. Inwieweit einzelne Anlagen, etwa Bundeswertpapiere, betroffen wären, hänge von der Marktdurchdringung ab. Diese bestimme die Größe des Reservefonds, mit dem der "Stablecoin" hinterlegt sei.
Bei Libra könnte er laut Schätzungen schnell einige Hundert Milliarden Euro schwer sein. Genau dort sieht die Bundesregierung ein Risiko. "Voraussetzung für die Fähigkeit der Zentralbank, die kurzfristigen Zinssätze am Interbankenmarkt zu beeinflussen, ist ihre Rolle als alleiniger Bereitsteller von Zentralbankgeld", heißt es in der Antwort weiter. Falls diese Nachfrage durch "eine entsprechende Verlagerung auf private `Stablecoins` stark zurückginge", könne die "Fähigkeit der Zentralbank, das kurze Ende der Zinsstrukturkurve zu steuern, beeinträchtigt werden", heißt es in der Antwort des Bundesfinanzministeriums, über die das "Handelsblatt" berichtet. Das bedeute, dass die Fähigkeit der EZB, über die Leitzinsen die einjährigen Marktrenditen von Anleihen zu beeinflussen, sinken könnte. In der Folge könnte "der Spielraum für (geldpolitische) Ankaufprogramme" kleiner werden, heißt es in der Antwort weiter.
Quelle: dts Nachrichtenagentur