Bundesregierung will Trump nicht als "Faschisten" bezeichnen
Die Bundesregierung will Donald Trump nach dessen erneuter Wahl zum US-Präsidenten nicht öffentlich als "Faschisten" bezeichnen. "Trump ist in demokratischen Wahlen gewählt worden und so gehört es sich, dass man sich mit allen, mit denen man in den internationalen Beziehungen zu tun hat, auch versucht, freundschaftlich und konstruktiv auseinanderzusetzen", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in der Regierungspressekonferenz.
"Dieses Angebot, diese Haltung halten wir auch der neuen Trump-Administration gegenüber ein."
Die
Bundesregierung beurteile solche Begrifflichkeiten generell nicht, so
der Regierungssprecher. "Ich wüsste nicht, dass wir zu irgendeinem
Staats- oder Regierungschef eine solche Bezeichnung gemacht hätten oder
andere bezeichnen. Das darf im politischen Raum immer sein." Die
Bundesregierung mache sich diese Bezeichnung "selbstverständlich nicht
zu eigen".
In den USA war in der vergangenen Woche eine Debatte
darüber ausgebrochen, ob Trump ein Faschist sei. Auslöser war, dass
Trumps ehemaliger Stabschef im Weißen Haus, John Kelly, gesagt hatte,
sein ehemaliger Vorgesetzter sei "sicherlich ein autoritärer Mensch",
der Menschen bewundere, die Diktatoren sind. Trump entspreche "der
allgemeinen Definition eines Faschisten".
Robert Paxton, der mit
"Anatomie des Faschismus" eines der Grundlagenwerke zur
Begriffsdefinition geschrieben hatte, war zu Beginn von Trumps erster
Amtszeit abgeneigt, den Fachbegriff auf ihn anzuwenden. Doch mit dem
Sturm auf das Kapitol 2021 kam Paxton zu dem Ergebnis, Trump sei ein
Faschist. Eine ähnliche Einschätzung vertritt der Holocaustforscher
Timothy Snyder. Der Yale-Professor und Philosoph Jason Stanley hatte
zudem erklärt, es könne kein deutlicheres Beispiel für eine
faschistische Bewegung geben als Trumps Anhängerschaft.
Quelle: dts Nachrichtenagentur