Ex-Bundeswehrgeneralinspekteur Kujat hält Afghanistan-Einsatz für gescheitert
Archivmeldung vom 07.10.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hält den Afghanistan-Einsatz für gescheitert. "Der Einsatz hat den politischen Zweck, Solidarität mit den Vereinigten Staaten zu üben, erfüllt", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Freitag-Ausgabe) anlässlich des zehnten Jahrestages des Kriegsbeginns. "Wenn man aber das Ziel zum Maßstab nimmt, ein Land und eine Region zu stabilisieren, dann ist dieser Einsatz gescheitert."
Kujat fügte hinzu: "Wir haben zu lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass es sich hier um einen Einsatz handelt, bei dem der Gegner militärisch kämpft und wir militärisch kämpfen müssen. Die Argumentation, es gehe um einen Stabilisierungseinsatz, ist zu lange durchgehalten worden - auch mit Blick auf die innenpolitischen Befindlichkeiten. Das Ergebnis war, dass die Soldaten nicht das bekommen haben, was sie brauchten, um dem Gegner Paroli zu bieten." Der Ex-Generalinspekteur zeigte sich sicher: "Wenn wir 2014 aus Afghanistan rausgegangen sind, dann werden die Taliban die Macht in wenigen Monaten wieder übernehmen." Kujat war an der Planung des deutschen Afghanistan-Einsatzes federführend beteiligt. Auch der damalige Bundestagspräsident und heutige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) äußerte sich kritisch: "Es gab damals starke Argumente für das Engagement in Afghanistan", erklärte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Aber die Erwartungen und Hoffnungen haben sich so nicht erfüllt. Es war mehr Misserfolg als Erfolg."
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)