Otto: Bundeswehr insgesamt stößt noch nicht an Grenzen, aber das Heer
Archivmeldung vom 18.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSollte das Heer im Nahen Osten zum Einsatz kommen, müssten andere Auslandsmissionen reduziert werden, sagt der oberste Befehlshaber des Heeresführungskommandos, Generalleutnant Wolfgang Otto, in einem Interview der Leipziger Volkszeitung.
In Frage kämen der Kongo-Eisnatz, der ohnehin am kürzesten bemessen
sei, bis Weihnachten. Zudem gebe es in Bosnien-Herzegowina
Entwicklungen, die eine Reduzierung zuließen. "Was ich derzeit nicht
sehe, ist, dass sich die Situation in Afghanistan und im Kosovo so
gestaltet, dass wir auch dort Soldaten abziehen könnten", so der
oberste Befehlshaber des Heeres.
Die bisherige Diskussion über Kapazitäten wurde aus seiner Sicht
"etwas verkürzt geführt, da hauptsächlich Teilbereiche im Mittelpunkt
standen". Betrachte man die gesamte Bundeswehr, "so haben wir unsere
Grenzen noch nicht erreicht. Wir haben schließlich 250 000 Soldaten,
von denen knapp 8000 im Einsatz sind. Der entscheidende Punkt ist,
die speziellen Fähigkeiten differenziert zu betrachten. Alle
derzeitigen Auslandseinsätze werden hauptsächlich vom Heer
bestritten. Es befindet sich zudem in der Phase der Umgliederung, was
für einige Bereiche auch Personalreduzierungen mit sich bringt", so
er General.
Wenn man politisch über neue Einsätze wie im Libanon diskutiere,
müsse der Rat der Militärs darauf hinwirken, zu sehen, wo es im
Bereich der Gesamtstreitkräfte noch Kapazitäten gibt. Eine
Aufgabenteilung der Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine,
abhängig von verfügbaren Kapazitäten, sei denkbar.
Die Beteiligung des Heeres sei nicht generell auszuschließen, aber
auszurichten an der Frage, "was soll das Heer leisten, wie lange und
wo". Die Frage nach den Kapazitäten könne seriös erst beantwortet
werden, wenn die Anforderungen der Politik konkret vorlägen, nach Art
des Einsatzes, der Dauer und den genauen Aufgaben. Die jetzige
Diskussion in Richtung Sicherung der Grenze zwischen Syrien und
Libanon auf See durch Fregatten berücksichtige schon die vorhandenen
Möglichkeiten.
Die Politik müsse sich genau überlegen, mit welchem Umfang und
welcher Aufgabe die Streitkräfte in diesen Einsatz gehen, mahnt der
General. "Wenn dabei das Heer gefragt ist, stoßen wir an Grenzen."
Vorbehalte gegen einen Einsatz im Nahen Osten sehe er in der Truppe
eher nicht. " Die Truppe ist jung. Die Soldaten haben damit genau so
wenig Probleme wie die jungen Israelis. Sie vertrauen auf die
richtige Entscheidung der Politik und erfüllen ihren Auftrag", so
General Otto.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung