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Nahostexperte Michael Lüders: "IS will die Europäer in einen Bodenkrieg zwingen"

Archivmeldung vom 17.11.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.11.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Michael Lüders auf dem blauen sofa, 2011
Michael Lüders auf dem blauen sofa, 2011

Foto: FlickreviewR
Lizenz: CC BY 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Islamwissenschaftler und Nahostexperte Michael Lüders hat angesichts der Terroranschläge in Paris nachdrücklich vor einem verstärkten militärischen Eingreifen des Westens gegen den sogenannten islamischen Staat (IS) in Syrien und dem Irak gewarnt.

"Der IS hat eine klare Strategie, sucht den Showdown mit den westlichen Gesellschaften und will, dass wir Geiseln der Angst werden. Der IS will die Europäer in einen Bodenkrieg zwingen und hofft, dass die Nato so unbedacht ist, mit Bodentruppen in diese Länder hineinzugehen", erklärte Lüders in der Sendung Unter den Linden im Fernsehsender phoenix und fügte hinzu: "Wenn das geschehen sollte, hat der IS genau das erreicht, was er erreichen wollte und kann sich als Märtyrerbrigade stilisieren, die dem westlichen Imperialismus die Stirn bietet".

Was sich in Paris am Freitag ereignet habe, "ist eine neue Dimension des Terrors". Erstmals sei eine europäische Metropole gezielt von Selbstmordattentätern heimgesucht worden, die nichts anderes im Sinn gehabt hätten, als möglichst viele Menschen zu töten. "Aber wir sollten uns sehr davor hüten, den Terroristen den Gefallen zu tun, mit einer Kriegsrhetorik nun aufzurüsten", erklärte Lüders.

Den IS zu bekämpfen werde Jahre dauern, war der Nahostexperte überzeugt. Um die Terroristen zu isolieren und ihnen ihre Geldquellen zu entziehen, sei es notwendig, die internationalen Fehler der Vergangenheit und Gegenwart aufzuarbeiten. "Wir müssen uns in der Außenpolitik endlich einmal ehrlich machen", meinte Lüders. Die USA hätten im Nahen Osten Chaos hinterlassen und es gebe immer noch Staaten, die mittelbar - wie die Türkei - mit dem IS Geschäfte machten. "Man muss sich nicht mit allen Verbrechern dieser Welt ins Bett legen", so Lüders weiter.

Quelle: PHOENIX (ots)

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