MdB Keskin (Linksfraktion) zweifelt am Völkermord an den Armeniern
Archivmeldung vom 22.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHakki Keskin, Bundestagsabgeordneter der Linkspartei, bleibt im Streit um seine Haltung zum Völkermord 1915/16 an den Armeniern stur. In einem Brief an den "Tagesspiegel" bestreitet der frühere Bundeschef der Türkischen Gemeinde in Deutschland zwar nicht, dass es 1916/16 im Osmanischen Reich eine Vertreibung von Armeniern mit zahlreichen Opfern gegeben hat.
Dass es
sich dabei um einen Genozid gehandelt hat, will er nicht anerkennen.
Keskin reagierte auf einen "Tagesspiegel"-Bericht, wonach die
Fraktionsführung ihn trotz seiner Haltung gewähren lässt.
"Wogegen ich mich ausspreche, ist ein unterstellter, gezielter
Vernichtungswille des osmanischen Staates sowie die Singularisierung
der Opfer- und Täterperspektive, wonach ausschließlich Armenier
umgekommen und ausschließlich Türken die Täter gewesen sein sollen",
heißt es in Keskins Brief, aus dem die Zeitung in ihrer
Samstagsausgabe zitiert. "Angesichts der damaligen,
bürgerkriegsähnlichen Situation sind auch mehrere Hunderttausende
Türken umgekommen umgekommen, die Zahlen umgekommener Armenier
dürften deutlich darüber liegen." Ähnlich wie die türkische Regierung
plädiert Keskin für die Untersuchung der Geschehnisse durch eine
paritätisch zusammengesetzte Historikerkommission - Armenien hatte
das mehrfach als nur taktischen Schritt zurückgewiesen.
Der Zentralrat der Armenier hatte seine Kritik an Keskin und der
Linkspartei/PDS erneuert. Partei- und Fraktionsführung spielten eine
ähnlich "unrühmliche Rolle" wie einst das Deutsche Reich als
Bündnisgenosse des verbrecherischen türkischen Regimes: "Um die
Stimmen des türkisch-nationalistischen Spektrums zu gewinnen, werfen
die Führer der heutigen deutschen Sozialisten in Nibelungentreue mit
dem Genossen Keskin jeglichen moralischen und politischen Anstand
über Bord."
Offenkundig aber will weder die Fraktionsführung noch die PDS-Spitze einschreiten. Der Vizechef der Linksfraktion, Bodo Ramelow, sagte dem "Tagesspiegel", er sehe in der Angelegenheit keinen Handlungsbedarf. Es für ihn "keine Frage", dass es sich 1915/16 um einen Genozid gehandelt habe. Der Standpunkt von Keskin in seiner Rolle als Vertreter der Türken in Deutschland leuchte ihm aber ein, erklärte Ramelow: "Er bleibt sich treu."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel