Hermisson: Parallelen zwischen heutigen USA und Europa der 1930er Jahre
Archivmeldung vom 23.01.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Leiter des Büros der grün-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Washington, Bastian Hermisson, sieht nach dem Amtsantritt von Donald Trump Parallelen zwischen den USA von heute und Europa in den 1930er Jahren. "Das ist eine Rhetorik, die ihresgleichen sucht und an das Europa der 1930er Jahre erinnert", sagte er der "Berliner Zeitung" (Online-Ausgabe) nach der Inaugurationsrede des neuen US-Präsidenten.
"Trump scheint panische Angst zu haben, dass seine Legitimität als US-Präsident infrage gestellt wird, von der politischen Opposition, von den Medien, von der eigenen Partei. Daher setzt er auf ein Narrativ, das alle diese Akteure de-legitimiert. In Verbindung mit seinem radikalen Nationalismus macht ihn das brandgefährlich."
Hermisson fügte hinzu: "Die Rede war unmissverständlich. Trump sieht sich als legitimer Vertreter und Führer eines Volksaufstands, gesegnet und autorisiert von Gott, getragen von einem durch Blut verbundenes Volk, der dieses in ein neues goldenes Zeitalter führen wird. Alle Institutionen zwischen ihm und dieser Bewegung sind korrupt und müssen sich dem Willen des Volkes, also Trumps, widmen", so Hermisson.
"Patriotismus ist der wichtigste Wert, der die Gesellschaft zusammen hält. Und Patriotismus ist nur das, was sich in Solidarität mit dem geknechteten Volk respektive Trump als deren Vertreter ausdrückt. Alliierte gibt es nicht in der Welt, sondern nur Konkurrenten, gegen welche die USA ihre nationalen Interessen durchsetzen müssen."
Er forderte Europa auf, Trump da, wo es nötig sei, Widerstand zu leisten. "Dialog ist immer notwendig. Wir sprechen ja auch mit Putin, Erdogan, Al Sisi und Co. Es wird aber mit Sicherheit zu Situationen kommen, in denen Europa gegenhalten muss, seine eigenen Interessen, demokratische Werte und die Grundpfeiler der liberalen offenen Weltordnung verteidigen muss.
Dabei wird es auf die Stärke und das Selbstbewusstsein Europas ankommen. Die Europäische Union ist immer noch die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Das allein ist ein Aspekt, den auch der Geschäftsmann Donald Trump schwerlich wird ignorieren können."
Quelle: dts Nachrichtenagentur