Nepal liefert tibetischen Flüchtling an China aus
Archivmeldung vom 28.02.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNepal hat am 25. Februar erstmals einen Tibeter, der bei einer Großrazzia im Tibetischen Flüchtlingszentrum in Kathmandu verhaftet worden war, an China ausgeliefert. Die Tibet Initiative Deutschland (TID) ist besorgt um Leib und Leben des 27-jährigen Tibeters sowie um die Zukunft der anderen Flüchtlinge und ruft daher zu einer sofortigen Protestaktion auf.
Grundlage für die Verhaftung des 27-jährigen Tsering Dhundup waren nach Informationen der TID die Anschuldigungen der chinesischen Behörden, er habe in Tibet einen chinesischen Beamten getötet. Da unter diesen Umständen zu befürchten ist, dass der Tibeter von der chinesischen Gerichtsbarkeit zur sofortigen Todesstrafe verurteilt wird ohne ein gerechtes Verfahren zu erhalten, ruft die TID dazu auf, dem nepalesischen Botschafter in Deutschland umgehend zahlreiche Protestbriefe zu schreiben.
Dies ist der erste bekannte Fall der Festnahme und Deportation eines tibetischen Flüchtlings auf dem Gelände des Tibetan Reception Centers durch die nepalesische Polizei. Diese Dienstbarkeit gegenüber den chinesischen Behörden ist besonders dramatisch, weil der Weg über das vom UN Flüchtlingskommissariat (UNHCR) unterstützte Zentrum derzeit die einzige Möglichkeit für Tibeter darstellt, auf legalem Weg nach Indien zu gelangen.
"Die
Auslieferung eines Flüchtlings an ein Regime, das für seine unfairen
Gerichtsverfahren, für willkürliche Verhaftungen, Folterungen und
Todesurteile bekannt ist, ist schon an sich menschenverachtend," sagt
Wolfgang Grader, Vorstandsvorsitzender der Tibet Initiative
Deutschland. "Aber das Vorgehen der nepalesischen Behörden stellt auch
einen zutiefst beunruhigenden Präzedenzfall dar: Der sichere Hafen, den
das Tibetan Reception Center in Kathmandu den tibetischen Flüchtlingen
bisher geboten hat, ist massiv gefährdet. Die mögliche Folge ist, dass
viele Flüchtlinge auf illegale Weise versuchen werden, nach Indien zu
gelangen."
Quelle: Tibet Initiative Deutschland e.V.