Geiselnahme in Afghanistan nicht mit dem Islam vereinbar
Archivmeldung vom 03.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hält es für ein Unding, dass die Taliban ihre Verbrechen, wie auch die Geiselnahme in Afghanistan, im Namen Allahs begehen. Sie ist überzeugt, dass es ihnen nicht um den Glauben geht: "Was in Afghanistan passiert, ist alles andere als religiös motiviert, das ist eine politische Sache."
Auch der Generalsekretär der Türkischen Gemeinde in Berlin, Celal
Altun, hält die Geiselnahme für "keinesfalls mit dem Islam
vereinbar". Eine solche Tat könne nicht gerechtfertigt werden und
habe auch nichts mit dem Islam zu tun. Altun ist überzeugt, dass "die
gesamte muslimische Welt das nicht akzeptiert".
Noch weiter geht Bekir Alboga, der Dialogbeauftragte der
Türkisch-Islamischen Union. Seiner Meinung nach verbietet der Koran
das Töten. Alboga wörtlich: "Es ist ausdrücklich verboten zu töten!
Dies steht im Koran. Ich fühle mich dadurch in meiner religiösen
Identität verletzt, wenn diese Menschen im Namen des Islam so etwas
tun."
Der Generalsekretär des Zentralrates der Muslime in Deutschland,
Aiman Mazyek, sieht auch eher politische als religiöse Motive der
Taliban: "In dieser verworrenen, kriegerischen Lage in Afghanistan
erfahren viele Menschen zu Unrecht Leid. Aber das kann man nicht
ausgleichen, indem man anderen unschuldigen Menschen Leid zufügt. Das
ist kein islamisches Prinzip." Seine Forderung: "Die Geiselnehmer
müssen die Geiseln freilassen!"
Dass es so wenig weltweite Proteste gegen die Taliban gibt,
erklärt Lamya Kaddor so: "Zum einen, weil viele sagen, dass die
Taliban ja keine richtigen Muslime sind, sondern Verbrecher, mit
denen man sich gar nicht identifizieren kann und will. Zum anderen
hat der Islam keine einheitliche Stimme. Er setzt sich aus so vielen
verschiedenen Menschen und Richtungen zusammen, dass man sich schwer
zusammenfügen kann. Aber die großen muslimischen Dachorganisationen
in Deutschland haben immer wieder gesagt, dass das nicht in Ordnung
ist."
Celal Altun räumt ein: "Die gesamte islamische Welt ist seit dem 11. September 2001 müde geworden, sich ständig aus der Defensive heraus entschuldigen und rechtfertigen zu müssen. Und: Die Taliban hören ohnehin nicht auf die weltweiten Proteste."
Quelle: Pressemitteilung ZDF